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Scott Hall hatte dunkles Geheimnis: WWE-Star tötete einen Menschen

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Scott Hall hatte dunkles Geheimnis: WWE-Star tötete einen Menschen

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WWE-Ikone tötete einen Menschen

Der am Montag verstorbene Scott Hall alias Razor Ramon war einer der populärsten Wrestler aller Zeiten. Sein Absturz schien viel mit einem verborgenen Trauma zu tun zu haben.
WWE-Ikone Scott Hall alias Razor Ramon ist tot: WWE verabschiedet den Hall of Fame mit einer berührenden Erinnerung an seine coolsten Momente.
mhoffmann
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WWE-Boss Vince McMahon war sicher, ein Genie vor sich zu haben.

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Der Gedanke war auch nicht ganz falsch - war in dem Fall aber auch begünstigt von seinem Unwissen: Als McMahon und seine rechte Hand Pat Patterson 1992 mit dem frisch verpflichteten Scott Hall darüber diskutierten, welchen Charakter dieser in der damaligen WWF spielen könnte, begann Hall ein wenig rumzuspinnen.

Er könnte doch einen Typen wie in „Scarface“ spielen, trug er vor - und schwelgte dann ein bisschen in seiner Liebe für den Gangsterfilm-Klassiker mit Al Pacino.

Mit kubanischem Akzent imitierte er die bekanntesten Sprüche aus dem Kultwerk um den Unterwelt-Boss Tony Montana („Say hello to my little friends“ - „The world is yours“ - „Say goodnight to the bad guy“), fantasierte, dass man ihn ja auch filmen könnte, wie er in einem Leopardenfell-Cabrio durch Miami düst, solche Sachen.

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Scott Hall verbarg als Wrestler ein Trauma

Es war ein Gag. Aber McMahon und Patterson, die „Scarface“ nicht kannten und irgendwie auch nicht mitbekommen hatten, dass Hall einen Film zitierte, waren hin und weg. Brillant, was für Knaller-Ideen dieser Typ einfach aus dem Ärmel schüttelte.

Vorbild für Razor Ramon: Al Pacino (mit Michelle Pfeiffer) als Tony Montana in "Scarface"
Vorbild für Razor Ramon: Al Pacino (mit Michelle Pfeiffer) als Tony Montana in "Scarface"

Razor Ramon war geboren, die Rolle, mit der die Wrestling-Karriere des Zwei-Meter-Manns Hall explodierte. Die Rolle, die den Mythos begründete, um den nach Halls Tod im Alter von 63 Jahren am Montag nun Millionen Wrestling-Fans trauern.

Die tragische Ironie dabei: Halls Leben war tatsächlich geprägt von einem tödlichen Gewaltakt, der aus einem Gangsterfilm hätte stammen können - und auch ein Schlüssel für das Verständnis seines dramatischen Absturzes gewesen sein dürfte.

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Hall erschoss 1983 einen Menschen

Es geschah am 15. Januar 1983 in Orlando, Florida, in die es den jungen Hall zu diesem Zeitpunkt verschlagen hatte.

Der damals 24-Jährige ging seinem Job nach, Barkeeper im „Original Doll House“, einem Nachtclub für Männer. Hall geriet dabei in einen Streit mit einem anderen Mann, der tragisch eskalierte: Der Mann verließ den Club, schlug die Fensterscheibe von Halls Auto ein. Hall verfolgte den Randaleur wütend, der zückte eine Pistole, Hall nahm sie ihm im Kampf ab - und tötete ihn mit einem Schuss in den Kopf.

Hall wurde verhaftet und wegen Totschlags angeklagt, aber nicht verurteilt: Es fand sich nichts, was Halls Darstellung, in Notwehr gehandelt zu haben, widerlegt hätte.

Die traumatische und von WWE nie erwähnte Lebensepisode war und ist vielen Fans unbekannt, sie erfuhr erst 2011, viele Jahre nach Halls Karriere-Höhepunkt durch eine Doku von ESPN größere Öffentlichkeit. Im Nachhinein führte Hall viel von dem, was seine Ringlaufbahn überschattete, auf das Erlebnis zurück - und darauf, dass er sich damals keine psychologische Hilfe suchte, es zu verarbeiten.

Ein Weg der Selbstzerstörung

Die im Jahr nach dem Vorfall begonnene Wrestling-Karriere war anscheinend von Beginn an ein ewiges persönliches Dilemma für Soldatensohn Hall, der am 20. Oktober 1958 in St. Mary‘s County in der Nähe von Washington geboren wurde und danach einen Teil seiner Kindheit in München verbrachte.

Einerseits war die Showkampf-Branche ein passender Ort für Hall mit seinem Körper, seinem Charisma, seinem Showtalent und wohl auch mit seinem Wunsch, sich in eine andere Welt zu flüchten.

Andererseits war sie früher noch mehr als heute auch ein gefährliches Pflaster für einen psychisch versehrten Riesen, dessen langjährige Suchtprobleme oft den Charakter suizidaler Selbstzerstörung annahmen.

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Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie sich selbst von Depressionen und Suizidgedanken betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in zahlreichen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

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Halls erster Wrestling-Kumpel beging 1990 Suizid

Hall startete als Wrestler in Florida, einem traditionsreichen Territorium, wo Hall als junger Fan zu der dort besonders populären Legende Dusty Rhodes (Codys Vater) aufschaute.

Bevor Hall unter Rhodes‘ Anleitung selbst zu kämpfen begann, besuchte er dort viele Shows, meist zusammen mit seinem Kumpel Ed Gantner, der dann ebenfalls Wrestler wurde - und 1990 mit nur 31 Jahren Suizid beging, nachdem massiver Steroidmissbrauch frühzeitig schwere gesundheitliche Schäden verursacht hatte.

Halls erste Karriere-Jahre als „Starship Coyote“, „Magnum“ und „Big“ Scott Hall, „Texas“ Scott und Diamond Studd vor dem WWF-Debüt 1992 führte ihn durch zahlreiche Landes- und Erdteile, wo sich sein Weg mit vielen Stars von damals und später kreuzen sollte.

Der junge Hall galt als neuer Hulk Hogan

Hall stand in Deutschland und Österreich auch mit dem legendären Catcher und Telefonbuchzerreißer „Big“ Otto Wanz im Ring, in Japan mit einem gewissen Punisher Dice Morgan, aus dem später der Undertaker werden sollte. Bei seinem ersten Engagement bei WCW begegnete er auch schon seinem berühmtesten Weggefährten Kevin „Diesel“ Nash, damals dort als Vinnie Vegas unterwegs.

Halls erster Tag-Team-Partner „Starship Eagle“ alias Dan Spivey wurde bei WWE später zu Waylon Mercy, dem Vorbild von Bray Wyatt. Altersgenosse Curt Hennig, mit dem er danach bei der AWA gepaart wurde, wurde als Mr. Perfect zur Legende - 2003 verstarb er ebenfalls früh.

Die Legende Verne Gagne, die die AWA damals führte, hatte die Hoffnung, Hall mit dem erfahreneren Hennig als Mentor zu einem Star wie Hulk Hogan aufzubauen, den Gagne kurz zuvor an die WWF verloren hatte. Es klappte nicht, Halls Karriere stockte lange, erst der Razor-Ramon-Charakter änderte alles.

Ab 1992 der Durchbruch als Razor Ramon

In lässigen Promo-Clips mit Goldketten, Ölfrisur und Zahnstocher im Mund variierte Hall in der WWF seine Tony-Montana-Bezüge („Say hello to the bad guy“), stellte sich als Exilkubaner vor, der im Dreck geboren und zu einem reichen Mann geworden wäre, indem er sich einfach immer genommen hätte, was er gewollt hätte.

Razor schlug sofort ein, wurde im Ring auf Augenhöhe mit den Topstars „Macho Man“ Randy Savage, Ric Flair und Bret „The Hitman“ Hart präsentiert. Der charismatische Razor war bald so populär, dass er zum Publikumsliebling gemacht wurde - über den Umweg seiner als blamabel inszenierten Niederlage gegen den damals als No-Name debütierenden 1-2-3 Kid (Sean Waltman).

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Es folgten die goldenen Karriere-Jahre mit der wegweisenden Fehde gegen Shawn Michaels, gekrönt von den beiden Leitermatches bei WrestleMania X und SummerSlam 1995 - und danach dem Wechsel zu WCW und der noch bedeutsameren Gründung der nWo (New World Order) mit Nash und dem zum Bösewicht mutierenden „Hollywood“ Hogan.

Bei WCW der größte Coup mit der nWo - und der Absturz

Der einstige Megastar Hogan würdigte Hall nach dessen Tod zu Recht als den Mann, der seine eigene, damals schwer angeschlagene Karriere rettete: Hall verkörperte mehr als vielleicht jeder andere die Coolness der nWo, die damals der Schlüssel zu einem Boom von WCW und dem Wrestling an sich wurde. Halls eigene Karriere war dabei schon zum Zeitpunkt der nWo-Gründung dabei, aus den Fugen zu geraten.

Hulk Hogan (M., mit Scott Hall und Kevin Nash) erfand sich 1996 mit der nWo bei WCW völlig neu
Hulk Hogan (M., mit Scott Hall und Kevin Nash) erfand sich 1996 mit der nWo bei WCW völlig neu

Kurz vor seinem WWE-Abgang 1996 hatte Hall eigentlich noch ein WrestleMania-Match gegen Goldust bestreiten sollen, wegen eines Drogen-Vorfalls nahm WWE ihn aber aus dem geplanten Kampf.

Derartige Negativ-Schlagzeilen häuften sich bei WCW: Vor allem sein Alkoholismus nahm überhand und wurde so offensichtlich, dass die Liga sogar eine Story darum strickte (die dann nach einer realen Verhaftung gestoppt werden musste - Hall hatte im trunkenen Zustand eine Limousine demoliert).

Obwohl er die Sucht - an der auch seine zwei Ehen zerbrachen - bis zum Ende seiner Karriere und weit darüber hinaus nie in den Griff bekam und ständig für Eklats sorgte, gaben ihm WCW, später auch WWE und die kleinere Liga TNA (Impact) wegen seiner anhaltenden Popularität immer neue Chancen.

Schockierende Enthüllungen in ESPN-Doku 2011

Zahlreiche Male besuchte Hall auf Kosten von WWE Entzugskliniken - laut ESPN gab WWE dafür eine sechsstellige Summe aus, mehr als für jeden anderen.

Die 2011 veröffentlichte Hall-Doku brachte noch zahlreiche weitere, schockierende Details zutage: Die Sendung enthüllte Drogen-Trips, die letztlich als Selbstmordversuche zu werten waren - und dass Hall beim Versuch, das Leben zu leben, das er vor der Kamera darstellte, acht (!) Cadillacs zu Schrott fuhr.

Unzählige Therapieversuche von Halls Alkoholsucht schlugen nicht an, gesundheitlich ging es ihm immer schlechter: Er bekam Herzprobleme, eine beidseitige Lungenentzündung und epileptische Anfälle. Weggefährte und Freund Nash erschreckte schon 2011 mit dem Bekenntnis, „dass ich anfange, seine Sprachnachrichten zu speichern, weil ich denke, dass jede seine letzte sein könnte“.

Guter Freund Triple H ist „am Boden“

Hall lebte am Ende doch noch länger als viele dachten, als besonders hilfreich galt eine umfassende Therapie, die sein früherer Wrestler-Kollege Diamond Dallas Page - nun ein in der Szene sehr gefragter Yoga- und Gesundheits-Guru - an ihm vornahm. Page sammelte auch Geldspenden für Operationen, um diverse körperliche Probleme Halls zu lindern.

Relativ zu seinen vorherigen Problemen wirkte Hall seitdem in besserer Verfassung, bestritt auch wieder regelmäßig Gastauftritte für WWE, die ihn 2014 in die Hall of Fame aufnahm, 2020 noch einmal als Teil der nWo.

Hall ist nun am Montag infolge von drei Herzinfarkten nach Komplikationen bei seiner Hüft-OP verstorben, sein vergangener körperlicher Raubbau dürfte dabei eine Rolle gespielt haben.

Zahlreiche Stars trauern nun um Hall, allen voran seine vier besten WWE-Kumpels Nash, Michaels, Waltman und Triple H, mit denen er bei WWE den berühmt-berüchtigten Backstage-Freundeskreis „The Kliq“ gebildet hatte. „Ich bin am Boden. Ich habe einen Bruder verloren“, schrieb der nun im WWE-Vorstand sitzende Triple H, der sich gerade selbst von schweren Herzproblemen erholt und sonst weitgehend abgetaucht ist.

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Hall erfand auch den Mystery-Charakter von Sting

Hall war auch zu seinen besten Zeiten nie ein Ringgott, verstand aber wie wenige andere die kleinen Feinheiten, die einen Wrestler wie einen Star aussehen lassen - bis zuletzt war er ein oft kopiertes und um Rat gefragtes Vorbild für jüngere Talente.

Zu seinem Vermächtnis gehören auch seine Einfälle hinter den Kulissen, Hall kreierte etwa den an den Film „The Crow“ angelehnte Mystery-Charakter Stings, mit dem dieser bis heute bei AEW erfolgreich ist.

Weggefährte Page, der Hall in entscheidendem Maße durch seine letzten Lebensjahre half, verabschiedete Hall nun mit passenden Worten: „He may not have kicked out, but he wasn‘t gonna put that MF‘er over clean.“ Sinngemäß übersetzt: Der Tod mag Hall geschlagen haben, aber einen fairen und klaren Sieg hat er ihm nicht gegönnt.

Scott Hall hinterlässt zwei Kinder: Den 1992 geborenen Sohn Cody, der ihm ins Wrestling gefolgt ist und eine 1995 geborene Tochter.

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