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"Nur ein Mensch": Neuer wie einst Kahn

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"Nur ein Mensch": Neuer wie einst Kahn

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„Nur ein Mensch“: Neuer wie Kahn

Manuel Neuer und Oliver Kahn sind Galionsfiguren des deutschen Fußballs, insbesondere der Bayern, Ikonen auf ihrer Torhüter-Position - und nun um eine Gemeinsamkeit reicher. Auch bei Kahn auf der Tribüne des Bernabéus wurden bei Neuers Fehler Erinnerungen wach.
Manuel Neuer patzt gegen Real Madrid beim 1:1-Ausgleich. Bayerns Trainer Thomas Tuchel leidet mit dem Torhüter und beklagt zudem die hohe Zahl an Verletzungen.
SPORT1
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von SPORT1

Es läuft die 88. Minute im Halbfinale der Champions League. Bayern vs. Madrid im Bernabéu, die größtmögliche Bühne – und der FCB hält dank Alphonso Davies‘ Traumtor die Trümpfe in der Hand. Von der Tribüne sieht Oliver Kahn einen bis dato überragend agierenden Manuel Neuer, dem jedoch plötzlich ein folgenschwerer Fehler unterläuft.

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Beim Fernschuss von Vinícius Jr. verschätzt sich der 38-Jährige und lässt den harmlosen Abschluss somit direkt vor die Füße von Reals Joselu prallen. Der Rest ist Geschichte. Joselu trifft drei Minuten später erneut, den Bayern bleibt das Finale in Wembley verwehrt – und bei Kahn dürften auf der Tribüne Erinnerungen an alte Tage wieder präsenter geworden sein. Die beiden deutschen Torhüter, die den FC Bayern zu ihren Zeiten prägten, sind um eine Gemeinsamkeit reicher.

Manuel Neuer war die Enttäuschung nach seinem Patzer gegen Real Madrid anzusehen
Manuel Neuer war die Enttäuschung nach seinem Patzer gegen Real Madrid anzusehen

Kahn trug im WM-Finale 2002 zwar nicht das FCB-Dress, die Geschichte ist jedoch die gleiche. Genau wie Neuer wurde Kahn vom gefeierten Helden zur tragischen Figur. Einen vergleichsweise harmlosen Distanzschuss von Rivaldo hatte der bis zur 67. Minute überragende Kahn direkt vor die Füße von „Il Fenomeno“ Ronaldo prallen lassen, der vollstreckte und kurz darauf Brasilien zum Weltmeister machte.

„2002 hatten wir noch Zeit“, sagte Kahn der Bild. „Leider passiert Manuel der Fehler in der 88. Minute. Vorher hat er super gehalten. Das gehört zum brutalen Leben des Torhüters.“

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Oliver Kahn nach seinem folgenschweren Fehler im WM-Finale 2002 gegen Brasilien mit Torschütze Ronaldo
Oliver Kahn nach seinem folgenschweren Fehler im WM-Finale 2002 gegen Brasilien mit Torschütze Ronaldo

Völler hielt zu Kahn - Tuchel hält zu Neuer

Genau wie Neuer hatte Kahn bis zu seinem Fehler überragend gehalten, wurde sogar vor Ronaldo zum Spieler des Turniers gewählt. „Ohne Oli“, hatte der Teamchef Rudi Völler damals betont, „wären wir gar nicht hier gewesen.“

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Auch Neuer erhielt die vollumfängliche Unterstützung seines Trainers. „Von 10.000 Mal hält Manu den Ball 10.000 Mal. Das ist das 10.001. Mal“, drückte Thomas Tuchel im Nachgang sein Mitgefühl für seinen Torhüter aus, dem er ansonsten ein „Weltklasse-Spiel“ bescheinigte.

„Wir waren schon mit einem Schritt in London gewesen, haben uns im Finale gesehen und da fehlen einem echt die Worte“, hatte Neuer selbst gesprochen - allerdings musste der 38-Jährige wenig Worte verlieren, sein Innenleben war ihm anzusehen. Wie einst Kahn, der später dem kicker erklärte, er sei damals gedanklich „in einer anderen Welt gewesen, nicht im Hier und Jetzt“, er hätte sich „am liebsten irgendwohin gebeamt“.

„Kahn, der Schreckliche, ist auch nur ein Mensch“, schrieb die spanische Zeitung AS damals, die nun auch Neuer in Schutz nahm. „Wie grausam Fußball sein kann“, titelte die Zeitung, die Neuer trotz seines Patzers für seine Paraden lobte: „Er hat bewiesen, dass er auch mit 38 Jahren noch zu den besten Torhütern der Welt gehört - doch ein Fehler reichte aus.“

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Kahn: „Muss mit meinem Fehler leben“

„In der 88. Spielminute sah Neuer aus wie ein Mensch, der mit dem, der bis dahin auf dem Platz stand, nichts mehr zu tun hatte“, schrieb die Mundo Deportivo, die Neuer bis dahin „eine legendäre Leistung mit mehreren Glanzparaden“ bescheinigte.

Wie bei Kahn, wird die Wunde auch bei Neuer erst mit der Zeit verheilen. „Ich muss mit meinem Fehler leben“, hatte Kahn im Anschluss an das Finale gesagt. Knapp 20 Jahre später erklärte er, er werde auf die Geschichte „so gut wie gar nicht mehr angesprochen“ - und er selbst sei „mit dieser Geschichte schon ewig im Reinen“. Zu wünschen wäre das auch Neuer.