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Matthäus kritisiert Hoeneß: "Er hat eigentlich gar nicht die Position im Verein"

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Matthäus kritisiert Hoeneß: "Er hat eigentlich gar nicht die Position im Verein"

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„Hoeneß hat gar nicht die Position“

Uli Hoeneß sorgt mit seiner Kritik an Trainer Thomas Tuchel für Aufregung beim FC Bayern. Lothar Matthäus findet im Gespräch mit SPORT1 deutliche Worte für den Ehrenpräsidenten.
Lothar Matthäus mischt sich in den Zoff zwischen Thomas Tuchel und Ehrenpräsident Uli Hoeneß ein - und richtet klare Worte an den 72-Jährigen.
Stefan Kumberger
Stefan Kumberger

Wenn sich einer mit der berüchtigten „Abteilung Attacke“ auskennt, dann Lothar Matthäus. Schließlich musste der Rekordnationalspieler schon den einen oder anderen Spruch von Uli Hoeneß über sich ergehen lassen. Die öffentliche Kritik von Hoeneß an Bayern-Trainer Thomas Tuchel stößt daher auch Matthäus sauer auf.

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Im exklusiven Gespräch mit SPORT1 verurteilt der 63-Jährige am Rande eines Interwetten-Termins die Verbalattacke des 72 Jahre alten Ehrenpräsidenten des FC Bayern.

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SPORT1: Es ist zuletzt viel über Uli Hoeneß gesprochen worden, obwohl er eigentlich gesagt hat, dass er sich ein bisschen zurückhalten möchte. Werden seine Aussagen immer extremer?

Lothar Matthäus: Man muss erstmal Uli Hoeneß selbst fragen, was er damit bezweckt. Für mich ist es überraschend. Ich glaube, für viele ist es überraschend. Er hat letztes Jahr gesagt, wir werden versuchen, keine Schlagzeilen mehr so zu produzieren, dass es die Journalisten so einfach haben, über den FC Bayern zu schreiben. Ich habe damals schon gesagt, das macht der FC Bayern selbst und das ist wieder die Bestätigung, dass der FC Bayern uns die Schlagzeilen gibt und wir nicht irgendwelche Schlagzeilen machen. Und wir können über Themen sprechen, die uns Uli Hoeneß geliefert hat. Mich hat es überrascht in dieser Phase. Es ist eine enorm wichtige Zeit für den FC Bayern. Wenn man im Halbfinale der Champions League steht, möchte man sich in Ruhe auf diese Spiele vorbereiten. Das Thema, das Uli Hoeneß jetzt angeschoben hat, sollte jetzt nicht das Hauptthema sein. Man sollte über das Spiel, die Spieler und das Sportliche berichten. Aber Uli Hoeneß hat sich dabei etwas gedacht. Was, weiß ich nicht. Für mich ist es auf jeden Fall zu diesem Zeitpunkt nicht angebracht, den Trainer anzuzählen.

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„Man muss es nicht vor der Kamera sagen“

SPORT1: Sie haben gesagt, Sie können ihn minimal verstehen. Was meinen Sie damit?

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Matthäus: Ich versuche, zu kombinieren. Natürlich kann der FC Bayern mit dieser Saison nicht zufrieden sein. Nicht ergebnismäßig, sondern mit der Art und Weise. Bei Bayern München ist in den letzten Jahren schon sehr viel Unruhe gewesen durch gewisse Veränderungen nicht nur auf dem Platz, sondern auch außerhalb. Auf der Trainerbank gab es eine hohe Frequenz, was Wechsel betrifft. Spielerwechsel, Trainerwechsel, Vorstandswechsel, Sportdirektor, alles Mögliche … Da kommt keine Stabilität rein. Das war immer die große Stärke. In den großen Zeiten waren die Trainer eigentlich immer einige Jahre bei Bayern München - Jupp Heynckes, Udo Lattek, Ottmar Hitzfeld, Pep Guardiola. Auch außerhalb des Platzes war Ruhe. Man hat versucht, die Probleme so gut es geht in den eigenen vier Wänden zu klären. Man kann ja mit Thomas Tuchel sprechen. Man muss es nicht vor der Kamera sagen. Ich kenne es aus eigener Erfahrung. Uli hat über mich früher auch einfach losgepoltert. Ich weiß nicht, ob es ihm am nächsten Tag leidgetan hat. Aber am Ende war alles im Prinzip auch weit hergeholt und nicht unbedingt der Realität entsprechend.

„Er nimmt sich das Recht raus, weil er Ehrenpräsident ist“

SPORT1: Sie sprechen ja aus Erfahrung: Wie hält man es aus, wenn Uli Hoeneß einen attackiert?

Matthäus: Er hat eigentlich gar nicht die Position im Verein. Er nimmt sich das Recht heraus, weil er Ehrenpräsident ist. Er wird natürlich weiter gefragt und die Journalisten wissen, wenn sie ihn fragen, dann bekommen sie Antworten. Und diese Antworten sind sehr häufig ein Gewitter in der deutschen Medienlandschaft. Davon leben wir ja auch. Ich weiß nicht, ob er sich dessen bewusst ist, dass es so hohe Wellen schlägt. Eigentlich müsste er, weil er es häufig schon mitgemacht hat. Es war bei mir ähnlich. Ich war dann auch ein paar Jahre verschwunden, es ist alles ruhiger geworden …

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SPORT1: Der Greenkeeper …

Matthäus: Der Greenkeeper, ja, aber es waren andere Geschichten auch noch dabei. Als ich nach Israel gegangen bin, hat er in irgendeinem Interview gesagt, jetzt hat Angela Merkel viel Arbeit vor sich, vor allem der Außenminister. Das sind Dinge, die ihn im Endeffekt gar nicht betroffen haben. Aber er hat sich dann in irgendeiner Form auch dazu geäußert. Ich habe auch ab und zu das Gefühl, dass Uli auch falsch informiert ist. Vor einer Woche war zum Beispiel das Thema: Demichelis als Trainer zu Bayern München? Dann hat er gesagt, wie kann Lothar Matthäus Demichelis ins Spiel bringen? Ich habe den gar nicht ins Spiel gebracht. Das ist in dieser Runde, in der ich gesessen bin, passiert. Da habe ich gesagt, auf diese Idee bin ich noch gar nicht gekommen. Aber er hat das Gefühl gehabt, dass ich das gesagt habe. Deswegen bräuchte er vielleicht auch jemanden, der ihn genau informiert, wer wann wo was gesagt hat.

„Rangnick würde den Campus umkrempeln“

SPORT1: Früher haben Sie angedeutet, es müsste vielleicht auch mal jemand sagen: Uli, halte dich zurück! Wer im Verein hat denn die Kraft und den Einfluss?

Matthäus: Keiner! Man sollte es zumindest versuchen. Aber ich weiß nicht was dahintersteckt. Jetzt diese Unruhe! Man sollte sich doch jetzt über den Sieg gegen Eintracht Frankfurt freuen und die Vorfreude auf Real Madrid (Dienstag, ab 21 Uhr im LIVETICKER) in den Mittelpunkt stellen. Jetzt reden wir über Uli Hoeneß, dass Tuchel zu ihm gesagt haben soll, dass er keine jungen Spieler entwickeln kann. Ich glaube nicht, dass Tuchel das gesagt hat. Und Tuchel kann ja junge Spieler entwickeln. Vielleicht nicht so, wie wenn ein Trainer in Hoffenheim, Leipzig oder sonst wo arbeitet, weil man es da gewohnt ist, junge Spieler zu entwickeln. Bei Bayern München kauft man meistens fertige Spieler. Man weiß, dass Uli Hoeneß ein Freund des Campus ist, der vor fünf, sechs Jahren für viel Geld gebaut worden ist und für ihn vielleicht zu wenige Spieler in den Profikader aufgerückt sind. Ich kann mir vorstellen, dass das Hoeneß ein bisschen wurmt und dass er da irgendwie einen Schuldigen gesucht hat.

SPORT1: Warum ist Ralf Rangnick der Richtige? Er lässt ja eigentlich einen Außenseiterfußball spielen, das ist ja nicht „Bayern-like“.

Matthäus: Er lässt eigentlich einen Fußball spielen, der - überall, wo er war - sehr erfolgreich war: Nicht nur Meisterschaften in Salzburg, sondern auch die Entwicklung in Leipzig, die Entwicklung in Hoffenheim, Pokalsieg und Vizemeisterschaft mit Schalke 04. Es waren schon erfolgreiche Fußballspiele. Und was für Ralf Rangnick spricht, da kommen wir wieder auf Uli Hoeneß zurück: Rangnick würde den Campus umkrempeln. Er würde ihn wahrscheinlich sehr ernst nehmen. Er würde wahrscheinlich auch selbst das eine oder andere Mal dort sein und er würde vor allem mit den Verantwortlichen sprechen, die er auch aus Salzburger Zeit kennt. Deswegen wird der Campus, wenn Rangnick kommen sollte, ganz sicher ein wichtiger Bestandteil auch für die Zukunft des FC Bayern werden.