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Ancelottis Ende beim FC Bayern: Lustlos und ohne Plan

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Ancelottis Ende beim FC Bayern: Lustlos und ohne Plan

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Lustlos: Ancelottis Aus bei Bayern

Carlo Ancelottis Zeit auf der Trainerbank des FC Bayern dauerte keine 15 Monate an. Der Italiener blickt positiv zurück, seinerzeit war die Stimmung allerdings ganz anders.
2016 kam der zweimalige Weltklubtrainer Carlo Ancelotti zum FC Bayern. Er sollte das Guardiola-Erbe verwalten, verlor aber Teile der Mannschaft. Eine missglückte Episode in einer schillernden Trainerkarriere.
SPORT1
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von SPORT1

Wenn der FC Bayern am Dienstagabend Real Madrid zum Halbfinal-Hinspiel in der Champions League (21.00 Uhr im LIVETICKER) bittet, dann wird es für Carlo Ancelotti eine kleine Reise in die Vergangenheit.

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„Es ist eine tolle Stadt. Nur die deutsche Sprache wollte nicht so in mein Gehirn“, sagte der italienische Coach einen Tag vor dem Duell gegen seinen Ex-Klub bei der Pressekonferenz auf SPORT1-Nachfrage. Ein schlechtes Wort über die Münchner käme dem italienischen Coach ohnehin nicht in den Sinn.

Dabei war seine Bayern-Zeit nicht gerade lang und von einem unschönen Ende geprägt. Nachdem der italienische Coach im Sommer 2016 an die Säbener Straße geholt wurde, verließ er den deutschen Rekordmeister schon knapp eineinhalb Jahre später wieder.

Carlo Ancelotti verfügt über große Erfahrung und ist der erfolgreichste Trainer der Champions League. Vor dem Duell mit dem FC Bayern kategorisiert er die Rolle der Trainer.
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Ancelotti: "Ich bin lieber einer der Trainer, die nichts tun"

Die erste Saison unter Ancelotti verlief mit dem Meistertitel noch halbwegs erfolgreich, wenngleich das verlorene Halbfinale im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund (übrigens gegen Trainer Tuchel) dem Selbstverständnis der Bayern schon einen kleinen Knacks verlieh.

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Beim Ausscheiden in der Champions League im Viertelfinale gegen Real Madrid konnten die Münchner dagegen dubiose Umstände (O-Ton Karl-Heinz Rummenigge: „Wir sind beschissen worden“) geltend machen.

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Merkwürdige Personalentscheidung Anfang vom Ende

Ancelotti und Bayern - das schien noch zu Beginn der zweiten Saison des Star-Coaches eine Beziehung, die eigentlich nicht scheitern konnte.

Dass sie es dennoch tat, lag an einigen merkwürdigen personellen Entscheidungen, über die man an der Säbener Straße auch noch Jahre später rätselte. Diese kulminierten in einer höchst seltsamen Aufstellung gegen Paris Saint-Germain, dem zweiten Gruppenspiel der Champions League.

„In der Aufstellung fehlten Robben, Ribery, Hummels, Rafinha. Ich sah ihn erstaunt an und frage: ‚Willst du etwas provozieren?‘ Er war aber von dieser Aufstellung überzeugt“, verriet der damalige Bayern-CEO Rummenigge in der Sport Bild.

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„Zum einzigen Mal in meinem Leben bat ich einen Trainer, seine Aufstellung zu überdenken“, sagte Rummenigge noch - doch Ancelotti ließ sich nicht umstimmen. Das Ende vom Lied: Bayern kassierte eine krachende 0:3-Pleite, am folgenden Tag drückte man dem Star-Trainer die Papiere in die Hand.

„Der FC Bayern hat einfach keine Idee, keine klaren Mechanismen. Es ist ein taktisches Problem“, analysierte Bayern-Legende Oliver Kahn damals im ZDF. „Ich kann nicht erkennen, dass das Ganze einer Idee folgt.“

Wenige Tage vor der Entlassung unterstellte Ancelottis Ziehvater Arrigo Sacchi ihm bereits eine zunehmende Lustlosigkeit: „Man wird älter und verliert Leidenschaft und absoluten Willen, das ist das Leben“, stellte er bei SPORT1 klar.

Lob von zahlreichen Bayern-Stars nach Ancelotti-Aus

Das unschöne Ende an jenem 28. September 2017 hinterließ bei einigen Protagonisten bis zum heutigen Zeitpunkt jedoch ein Gefühl der vergebenen Chancen.

„Wenn Carlo etwas länger geblieben wäre und wir die schwierige Phase mit ihm überwunden hätten, dann hätten wir eine neue Ära beginnen können“, sagte der frühere Bayern-Star Robert Lewandowski in der BamS. „Wenn Carlo die schwierige Zeit überstanden hätte, wäre alles für alle reibungsloser verlaufen. Er hat eine unglaubliche Erfahrung.“

Auch Joshua Kimmich kam in einem Interview mit der spanischen Sportzeitung AS über den früheren Bayern-Trainer zu Wort, der ihn zu Beginn seiner Karriere nicht gleich zum Stammpersonal hochstufte. „Es war nichts Persönliches. Wir hatten einen wirklich starken Kader, vor allem auf meiner Position. Da waren Arturo Vidal, Xabi Alonso, Thiago, Javi Martínez“, erinnerte sich Kimmich.

In dieser Phase habe Kimmich sogar darüber nachgedacht, den Verein zu wechseln. „Es war für mich nicht einfach zu spielen, vor allem in der ersten Saison. Wenn man jung ist, so wie ich, möchte man immer spielen und sich messen. In der zweiten Saison habe ich zum Glück gespielt und wollte natürlich nicht den Verein wechseln. Aber in der ersten Saison, wenn man nicht viel spielt, denkt man darüber nach, was für die Entwicklung seiner Karriere am besten ist.“

„Ancelotti hat mir den Glauben an meine Tugenden gegeben“

Schon damals verfolgte Ancelotti seine Maxime, dass die Mannschaft der Star ist - und nicht der Coach. Auf der Pressekonferenz am Montag erläuterte der Real-Coach die genaue Rolle eines Übungsleiters, so wie er sich das vorstellt.

„Der Trainer ist nie die wichtigste Figur“, sagte er. „Ich habe eine ganz klare Idee über die Rolle eines Trainers und es gibt zwei Arten von Trainern: die, die keinen Unsinn machen und die, die viel Unsinn machen. Ich versuche, in der ersten Gruppe zu sein. Das Spiel gehört den Spielern, wie immer.“

Wie in diesem Kontext die fragwürdigen personellen Entscheidungen vor seiner Bayern-Entlassung gedeutet werden können, bleibt auch sechseinhalb Jahre später ein Rätsel.

Doch dass sein Standing in großen Teilen der Mannschaft kein allzu schlechtes war, bestätigte auch Javi Martínez in einem Marca-Interview. Eine „persönlich schwere Zeit“ sei es für ihn gewesen, als Ancelotti gehen musste. „Er hat mir den Glauben an meine Möglichkeiten, an meine Tugenden gegeben.“