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Podcast: Flutlicht an! Amnesty und der Kampf um Menschenrechte im Fußball mit Blick auf die WM 2034

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Podcast: Flutlicht an! Amnesty und der Kampf um Menschenrechte im Fußball mit Blick auf die WM 2034

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Scharfe Kritik an der FIFA

Bei Amnesty International setzt sich Lisa Salza für Menschrechte rund um sportliche Großereignisse ein. Im Podcast „Flutlicht an!“ spricht sie über die Quasi-WM-Vergabe nach Saudi-Arabien und die Lage ein Jahr nach der WM in Katar.
Lisa Salza war zu Gast im Podcast "Flutlicht an!"
Lisa Salza war zu Gast im Podcast "Flutlicht an!"
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Mara Pfeiffer
Mara Pfeiffer

Wie intensiv sie in ihrem Job bei Amnesty International auf Sicht mit Sport befasst sein würde, hat Lisa Salza nicht kommen sehen. Darauf angesprochen lacht Salza, die für die Schweizer Sektion tätig ist, aus ihrem Lachen ist das Kopfschütteln herauszuhören.

Menschenrechtliche Sorgfaltspflicht habe sie allerdings schon früh interessiert, erklärt die Länderverantwortliche für Amerika, Europa und Zentralasien. Und genau darauf schaut sie nun in Sachen Sport.

In der Arbeit von Amnesty speziell rund um sportliche Großereignisse sieht Salza durchaus besondere Chancen. „Ich habe gemerkt, wie viele Leute, die sich sonst nicht sonderlich für Menschenrechte interessieren, über das Thema Sport und Sportturniere tatsächlich auch die Relevanz erkennen“, erklärt sie.

Flutlicht an! Mit Lisa Salza von Amnesty Schweiz
Flutlicht an! Mit Lisa Salza von Amnesty Schweiz

In der Organisation selbst habe derweil ein Umdenken in der Herangehensweise stattgefunden. Man adressiere Themen und Probleme weniger über die Länderverantwortung, als über die Pflichten der Sportverbände. So könne man Menschen eher abholen, weil diese das Gefühl haben, einen Unterschied machen zu können.

Kritik an die Quasi-WM-Vergabe nach Saudi-Arabien

Wichtig ist Salza aber auch, darauf hinzuweisen, wo Grenzen der Verantwortung liegen. Die FIFA sei nicht verantwortlich, beispielsweise in Saudi-Arabien die Todesstrafe abzuschaffen, sollte sie die WM 2034 dorthin vergeben. „Aber sie trägt die Verantwortung, Sportwashing zu verhindern.“

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Die Quasi-Vergabe des Turniers an das Land habe sie kalt erwischt, gesteht Salza, die von der WM 2022 in Katar als „Gamechanger“ spricht. Wie stark sich gerade Fans und Fanorganisationen für Menschenrechte eingesetzt haben, und das sowohl im Vorfeld des Turniers, als auch noch währenddessen, habe sie beeindruckt.

Mit Blick auf die anstehenden Turniere attestiert Salza sich selbst eine gewisse Naivität. Zwar sei aus ihrer Sicht absehbar gewesen, dass mittelfristig eine WM in Saudi-Arabien stattfinden würde. „Aber, dass so kurz nach diesem großen Aufschrei der Fans, der Medien, wirklich die FIFA so schamlos manövriert, dass letztendlich kaum eine andere Bewerbung als jene von Saudi-Arabien für 2034 infrage kommt, das hätte ich tatsächlich nicht gedacht.“

Es brauche schon viel Goodwill, um das nicht als abgekartetes Spiel zu interpretieren. Und: „Es ist eine Faust aufs Auge für alle Fans, die so laut für Menschenrechte gerufen haben.“

Als Amnesty den Finger weiter in die Wunde zu legen und bei den Mächtigen auf der Matte zu stehen, um zu sagen: „Ihr könnt nicht agieren, wie ihr wollt!“, das hält die Länderbeauftragte für wichtig. Was nicht bedeute, dass es einfach sei. „Ich schwanke immer zwischen Ohnmacht und Hoffnung.“

Ein Jahr nach WM in Katar: „Lage ist ernüchternd“

Denn während einerseits rund um die WM in Katar eben das Engagement der Fans Anlass zur Hoffnung gegeben habe, frustriere andererseits die Situation dort ein Jahr später. „Die Lage ist ernüchternd“, fasst Salza zusammen. Zwar habe es Änderungen entscheidender Gesetze gegeben, diese würden aber vielfach nicht eingehalten werden.

Mit Blick auf Saudi-Arabien und die mögliche WM dort sieht Salza die Chance, schon sehr früh auf Themen aufmerksam zu machen, um den Druck für Wandel im „menschenrechtlichen Hochrisikoland“ zu intensivieren. Eine besondere Bedeutung komme der Zusammenarbeit mit Menschen vor Ort zu, deren Belange schließlich von zentraler Bedeutung seien.

Und zu guter Letzt stellt die Beauftragte ein häufiges Missverständnis klar: Nicht nur in Hochrisikoländern werden Menschenrechte verletzt, sondern überall.

Mit Blick auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris nimmt Amnesty beispielsweise die Diskriminierung von Sportler*innen mit Kopftuch in den Blick, ebenso wie die massive Überwachung des öffentlichen Raums, die im Konflikt mit dem Recht auf Privatsphäre steht. „Es ist uns ganz wichtig, überall hinzuschauen.“