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Florian Zenger ist Chefscout der Clubfrauen - "Ich bin eigentlich kein Datenanalyst"

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Florian Zenger ist Chefscout der Clubfrauen - "Ich bin eigentlich kein Datenanalyst"

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Ein Lehrer für die Clubfrauen

Florian Zenger ist hauptberuflich Lehrer an einer berufsbildenden Schule und analysiert seit Jahren Fußballspiele. Nun liegt die erste Saison als Chefscout und Datenanalyst bei den Clubfrauen hinter ihm. Im Podcast „Flutlicht an!“ spricht er über seinen Werdegang und seine Arbeit als Datenanalyst.
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Mara Pfeiffer
Mara Pfeiffer

„Ich mache jetzt nach innen, was ich vorher nach außen gemacht habe.“ Auf diesen einfachen Nenner bringt Florian Zenger seine Arbeit bei den Clubfrauen. Seit der abgelaufenen Saison ist er als Chefscout und Datenanalyst für die frisch gebackenen Erstligistinnen tätig.

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Im Ausbildungsberuf ist der gebürtige Berliner, der seit 30 Jahren in Franken lebt und sich ganz und gar als Nürnberger fühlt, Lehrer. Und anders als viele, die ihn über die Tätigkeit im Fußball kennen, glauben, gehören weder Sport noch Mathematik zu seinen Fächern, sondern: Politik & Gesellschaft, Englisch, Geschichte. Zenger lacht, wenn er darüber spricht.

Die Vereinsliebe zum Glubb ist dem zweifachen Vater nicht in die Wiege gelegt worden. „Ich war Fußballfan, bevor ich Vereinsfan war.“ Aus der Begeisterung für den Sport und mit der Lektüre von „Moneyball“ (Michael Lewis) und Christoph Biermanns „Die Fußball-Matrix“ entwickelt sich bei Zenger eine hohe Affinität zu Daten und Analyse.

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Vom Lehrer zum Datenanalyst

Er beginnt, über Fußball zu schreiben, stößt zur Crew von „Clubfans United“. Als Lehrer einer berufsbildenden Schule muss Zenger alle vier Jahre ein Praktikum machen, einmal entscheidet er sich für die Zeitung. Der bleibt er danach als freier Mitarbeiter erhalten. „Die didaktische Reduktion ist immer im Kopf“, sagt er über den eigenen Ansatz. „Da kommt der Lehrer durch.“

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Zudem stellt er eine Fähigkeit bei sich fest, die seine Leser*innen schnell zu schätzen lernen: „Ich glaube, dass mir das Runterbrechen von komplexen Inhalten auf eine verständliche Ebene gut gelingt.“ Das gilt immer wieder auch für die Beschreibung der eigenen Aufgaben: „Ich bin eigentlich kein Datenanalyst, ich bin Datenübersetzer.“ Und das mit Leidenschaft.

Als Fan sei er in seiner längst gewachsenen Liebe zum 1. FC Nürnberg ein ruhigerer Vertreter gewesen, schaut Zenger zurück. Nichts deutete darauf hin, dass sich das ändern würde. Bis seine Tochter zu einem Fußballcamp des Vereins möchte, bei dem Spielerinnen als Coaches dabei sind. Zenger kommt mit Osman Cankaya, damals Trainer und Sportlicher Leiter, ins Gespräch, analysiert mit ihm in der Folge ein Spiel der Clubfrauen.

Frauenfußball

„Das könntest du eigentlich immer machen“, sagt Cankaya, der sich in der neuen Saison auf die Tätigkeit in Sportlicher Verantwortung konzentrieren wird, anschließend. Damit ist nicht sofort alles besiegelt, aber in die Wege geleitet: Im September 2022 beginnt Zenger im Club. Seine journalistische Tätigkeit gibt er dafür auf. Mit den Frauen arbeiten und in der PK dem Coach der Männer Fragen stellen, das würde sich beißen. Da sind sich alle einig.

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Ohnehin ist es auch zeitlich notwendig, sich von irgendetwas zu verabschieden, denn wie die allermeisten Spielerinnen macht Zenger zwei Jobs gleichzeitig, als Lehrer und im Verein. Ihm eröffnet sich mit dem Einstieg in den Fußball der Frauen eine völlig neue Welt, in der er sich gerade am Anfang manches Mal doch wundert über gewisse Strukturen.

Das Achselzucken ist ihm anzuhören, als er sagt, man lerne, damit umzugehen. Beispielsweise mit der quasi nicht vorhandenen Datenlage unterhalb der 2. Liga, was fürs Scouting eine Herausforderung ist. Und doch sagt er über die Saison: „Es hat sich keine Sekunde wie Arbeit angefühlt.“

„Es nötigt mir Respekt ab, was sie investieren“

Im Verein ist Equal Play die oberste Devise. Die Clubfrauen sollen strukturell gleichgestellt sein, erzählt Zenger: Teambus, Hotels, medizinische Versorgung, Zugänge zu Plätzen und zu anderen Strukturen. So gerüstet, ist dem Team nun der Aufstieg gelungen.

Viele Spielerinnen werden auch in der 1. Liga neben dem Fußball arbeiten oder studieren. „Es nötigt mir Respekt ab, was sie investieren.“ Zugleich glaube der Scout an die Entwicklung im Frauenfußball.

Und an den hat Zenger längst sein Herz verloren, besonders natürlich, wenn es um sein Team geht. Er sei, versichert er, nach dem Aufstieg schnell wieder nüchtern gewesen, zumal der Sohnemann in aller Frühe zum Spielen am Bett stand. Aber emotional, erzählt er begeistert, halte der Rausch weiterhin an. Der einst ruhige Vertreter ist ganz und gar angezündet.