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Fanprojekte: Nicht nur Gewaltprävention - Flutlicht an! Podcast-Kolumne mit Julia Zeyn

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Fanprojekte: Nicht nur Gewaltprävention - Flutlicht an! Podcast-Kolumne mit Julia Zeyn

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Fanprojekte: Nicht nur Gewaltprävention

Julia Zeyn ist fasziniert von Fußball-Fans und hat diese wissenschaftlich untersucht. Im Podcast „Flutlicht an!“ spricht sie über diese Forschung und spannende Erkenntnisse.
In der neuesten Ausgabe von Flutlicht an! war Julia Zeyn zu Gast
In der neuesten Ausgabe von Flutlicht an! war Julia Zeyn zu Gast
© SPORT1-Grafik
Mara Pfeiffer
Mara Pfeiffer

Für die einen sind Fußball 90 Minuten auf dem Platz, für die anderen eine ganze Welt. Der Sport hat eine gesellschaftliche Bedeutung, die weit über den Wettbewerb hinausgeht. Diese Erkenntnis ist eine der Grundlagen für die Arbeit der Fanprojekte mit jungen Menschen.

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Gleichzeitig unterliegt diese Arbeit auch immer wieder Missverständnissen, wie jenem, dass die Fanprojekte von den Vereinen, denen sie nahestehen, quasi betrieben werden. Dabei ist ihre Unabhängigkeit ein wichtiger Baustein dafür, dass sie ihre Arbeit verrichten können.

„Die originäre Idee der Fanprojekte ist eigentlich, eine jugendkulturelle Arbeit zu leisten“, sagt Julia Zeyn. Sie arbeitet bei der KOS, der Koordinationsstelle Fanprojekte, die seit 1993 die Arbeit der Fanprojekte begleitet und koordiniert. Die Bedürfnisse junger Fußballbegeisterter kennt sie aus der eigenen Sozialisation in der HSV-Fanszene.

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Nach den ersten Stadionbesuchen auf Papas Schultern wächst Zeyn in die Allesfahrer*innen-Szene hinein, ist politisch aktiv, erfährt das Stadion als sozialen Raum. Mit der Ausgliederung sagt sie sich vom HSV los. „Ich hatte ein Jahr lang richtig fiesen Liebeskummer“, erzählt sie.

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Fanszenen wurden zu lange zu oberflächlich behandelt

Der Amateur*innen-Fußball wird ihr Zuhause, sie gehört zu den Gründungsmitgliedern des HFC Falke, mittlerweile lebt sie in Hessen und ist gemeinsam mit einer Freundin ehrenamtliche Stadionsprecherin der OFC-Frauen. Neben der eigenen Liebe zum Fußball hat Zeyn immer das Bedürfnis, die Themen, die diesen Sport begleiten, objektiver zu verstehen.

Sie beschäftigt sich wissenschaftlich mit Fanszenen, kommt über ihre Arbeit von einer neuen Seite mit den Fanprojekten in Kontakt, stellt die Frage: Was macht deren soziale Arbeit mit Fans?

Bei der Hamburger Sportjugend ist sie in übergeordneter Struktur für Fanprojekte mitverantwortlich, aus der Trägerarbeit entwickelt sich die Nähe zur Jugendarbeit im Sport.

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Bei der KOS ist eines ihrer Steckenpferde der Wissenschaftstransfer: Wie kommt die Arbeit aus der Wissenschaft in die Praxis und wie fließen wiederum Erkenntnisse aus der Praxis in die nächste Runde der wissenschaftlichen Betrachtungen eines Praxisthemas? Über soziale Arbeit mit Fans hat Zeyn nun gemeinsam mit Sophia Gerschel und Titus Simon ein Lehrbuch für die Praxis geschrieben, das sich an eine fußballfan-interessierte Öffentlichkeit richtet.

Diese Aufgabe, reflektiert Zeyn, werde in der Öffentlichkeit durch negative Bilder von jungen Fußballanhänger*innen häufig reduziert auf eine Form der Gewaltprävention. Dabei sei die soziale Arbeit mit Fans noch mehr auf deren Lebenswelt bezogen, als es für diese Arbeit in anderen Bereichen bereits gilt, und zugleich thematisch unglaublich vielfältig.

Arbeit mit Fans ist vielfältig und tiefgründig

Als ein Stichwort nennt sie die vielen Angebote zur Erinnerungsarbeit. Längst ist die politische Arbeit mit Fans zum Aushängeschild dessen geworden, was sich in den Fanprojekten tut, sagt Zeyn.

Die Anforderungen an die Arbeit seien gestiegen, weil die Bedürfnisse der Fans sich verändert haben. Themen wie Antidiskriminierung, Vielfalt und Inklusion werden ganz intensiv verhandelt in den Szenen und gehören so auch in die Fanprojekte. Präventionsarbeit passiere so pädagogisch reflexiv: Indem man ändert, wie Themen behandelt werden, verändern sich die Verhältnisse. Zunächst im Fußball – und aus ihm heraus auch in der Gesellschaft.