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Kaiserslautern-Coach Dirk Schuster: "Die Spieler wollen Klartext haben"

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Kaiserslautern-Coach Dirk Schuster: "Die Spieler wollen Klartext haben"

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Schuster: „Spieler wollen Klartext“

Dirk Schuster mag herausfordernde Situationen. In einer neuen Folge des LEADERTALK redet Schuster unter anderem darüber, was es braucht, um Mannschaften in schwierigen Situationen zu übernehmen und wie er mit der Erwartungshaltung in Kaiserslautern umgeht.
SV Darmstadt 98 festigt gegen Kaiserslautern die Tabellenführung. Filip Stojilkovic wird mit einem Doppelpack zum Matchwinner.
Mounir Zitouni
Mounir Zitouni

Den Grundstein für den Erfolg eines Trainers sieht Dirk Schuster im Ehrgeiz. „Das Hauptausschlaggebende für einen Trainer ist die Gier nach Erfolg.

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Als Dirk Schuster 2022 die Aufgabe in Kaiserslautern annahm, ging es aber zunächst darum, das Vertrauen der Spieler zu erlangen. „Innerhalb von 14 Tagen hatten wir die Aufgabe, die Relegation erfolgreich zu meistern. An eine solche Aufgabe kann man nicht mit Misstrauen herangehen. Da muss man jedem gegenüber unvoreingenommen sein. Ich habe mir von den Spielern in einer Art Speed-Dating ein Bild gemacht. Erst in der Zeit danach habe ich die Spieler richtig kennengelernt, mit allen Stärken, Schwächen und Macken, die sie so haben.“

Aber worauf kommt es an, wenn man unmittelbar vor entscheidenden Spielen neu vor einer Mannschaft auftritt? „Als erstes musst du Ruhe ausstrahlen“, sagt Schuster im LEADERTALK.

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„Du musst zeigen, dass die Situation, egal wie schwer sie ist, für dich zu meistern ist und du eine Lösung in der Tasche hast. Selbst wenn du noch keine Lösung hast, musst du den Eindruck vermitteln, dass du sie bereits hast“, sagt er grinsend.

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„Die Putzfrau ist in der Kabine nicht dafür zuständig ist, jedem sein Zeug hinterher zu räumen“

Im Umgang mit den Spielern kann Schuster verschiedene Seiten zeigen. „Ich bin ein Verfechter der langen Leine - in gewissen Bereichen. Wenn man aber merkt, dass es ausgenutzt wird, dann muss man brutal die Zügel anziehen.“

Es geht dann auch darum, die Spieler zu erziehen. „Manchmal müssen die Spieler es lernen wir ein Kind. Wenn ich sage, die Herdplatte ist heiß und sie fassen trotzdem mit der Hand drauf, dann ist sie auch heiß. Dann verbrennt man sich auch mal. Es gibt nichts Schlimmeres, wenn man eine Konsequenz androht und macht es dann doch nicht.“

Disziplin spielt für den ehemaligen Nationalspieler eine wichtige Rolle. „Disziplin ist ein ganz großer Faktor in einer Gruppe. Es gibt gewisse Grenzen links und rechts und einen Korridor, wo sich jeder frei bewegen kann.“

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Und was passiert bei Übertritten? „Wenn die Grenze überschritten wird, ist es wichtig, nicht allein zu sanktionieren, sondern auch zu erklären, warum da eine Grenze ist und was das für Auswirkungen auf die Mannschaft haben könnte. Es geht mit der Pünktlichkeit los, geht mit der Ordnung weiter, wo jeder verantwortlich ist, dass es auf seinem Platz in der Kabine einigermaßen ordentlich aussieht. Dass die Putzfrau in der Kabine nicht dafür zuständig ist, jedem sein Zeug hinterher zu räumen. Auch der Zeugwart ist nicht der Sklave der Spieler. Das sind Faktoren, die für mich eine wichtige Rolle spielen.“

Am Ende ist es entscheidend, die Spieler zu erreichen. Schuster hat dabei klare Vorstellungen. „Du musst die Sprache der Spieler sprechen. So etwas Hochaufgesetztes, Wissenschaftliches, das wollen sie nicht hören. Sie wollen Klartext haben, klare Aufgaben, heutzutage noch mehr als früher. Du musst ihnen diese Schritte klar vorgeben.“

Auch Schuster musste sich in den letzten Jahren dafür anpassen. „Die Spieler sind heute bereit, sich vom Trainer sehr viel mitgeben zu lassen. Diesen Input musst du ihnen geben – in der Vor- sowie in der Nachbereitung. Wir machen mittlerweile viermal die Woche eine Videositzung. Das hätte ich früher nie gemacht, weil es auch die Spieler überfrachtet hätte. Da hätte ich den Vogel gezeigt“, sagt Schuster lachend.

Dirk Schuster (r.) und Erik Durm (l.)
Dirk Schuster (r.) und Erik Durm (l.)

„Die Leute identifizieren sich wieder mit dem Verein“

In Kaiserslautern läuft es aktuell gut. Das sorgt für Erwartungen. „Wir haben uns für dieses Jahr ein Ziel gesetzt und das lautet, so schnell wie möglich 40 Punkte zu erreichen. Haben wir das aktuell erreicht? Nein, haben wir nicht. Was soll ich denn jetzt anderes ausrufen, wenn ich noch nicht einmal mein ursprüngliches Ziel erreicht habe?“, fragt der FCK-Coach: „Lass uns doch erstmal das erste Ziel schaffen, dann lass uns weiterschauen.“

Klar ist für ihn aber auch: „Wir haben bisher eine hochanständige Saison gespielt. Die Leute identifizieren sich wieder mit dem Verein. Es hängen wieder Fahnen in der Stadt. Wir haben fast einen Heimspielschnitt von 40 000. Das macht uns alle unheimlich stolz, aber nicht zufrieden, wir lehnen uns nicht zurück. Lasst uns einen Schritt nach dem anderen machen. Nächster Schritt wird sein: Konsolidierung in der 2. Liga.“

Mounir Zitouni (52) war von 2005 bis 2018 Redakteur beim kicker und arbeitet seitdem als Businesscoach, betreut Sportler, Trainer und Führungskräfte in punkto Leadership, Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung. Der ehemalige Profifußballer (OFC, SV Wehen, FSV Frankfurt, Esperance Tunis) hat zuletzt die Autobiographie von Dieter Müller verfasst und veröffentlicht regelmäßig eine Kolumne auf www.sport1.de.