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Top in Frankfurt – Flop bei anderen Klubs: Gibt es einen Eintracht-Fluch?

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Top in Frankfurt – Flop bei anderen Klubs: Gibt es einen Eintracht-Fluch?

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Gibt es einen Eintracht-Fluch?

Filip Kostic, Adi Hütter, Fredi Bobic, Luka Jovic: Die Liste der Spieler, die nach dem Eintracht-Abgang bei anderen Klubs Schwierigkeiten bekamen, ist lang. Worin liegt das Erfolgsgeheimnis der Hessen?
In Eintracht Frankfurt-Trainer Oliver Glasner brodelt es angesichts der zwei Niederlagen aus den letzten zwei Spielen gegen den SSC Neapel und RB Leipzig
cmichel
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Die lange Winterpause nach der Winter-Weltmeisterschaft in Katar ließ den Spielern Zeit, ihr Jahr 2022 Revue passieren zu lassen. Filip Kostic verließ Eintracht Frankfurt im vergangenen Sommer in Richtung Juventus Turin.

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Während die Hessen zu diesem Zeitpunkt wieder in der Bundesliga-Spitzengruppe unterwegs waren und sich für das Champions-League-Achtelfinale qualifizierten, purzelte der italienische Spitzenklub aus der Königsklasse in die Europa League und versank im Chaos. Kostic – so munkelt man in der Mainmetropole - fühle sich derzeit nicht sonderlich wohl in Italien.

Spieler und Verantwortliche fallen nach Eintracht-Abgang ab

Seitdem sind zwar einige Wochen vergangenen und Kostic sammelte im neuen Jahr fleißig Scorerpunkte. Generell stellt sich aber die Frage: Gibt es einen Eintracht-Fluch? Warum klappt es nicht mehr so gut, wenn man die Mainmetropole verlässt? Trainer Adi Hütter ging für 7,5 Millionen Euro zu Borussia Mönchengladbach und wartet nach seiner Entlassung seit nun acht Monaten auf einen neuen Job.

Ex-Sportvorstand Fredi Bobic und Hertha BSC arbeiten nicht mehr zusammen und treffen sich derzeit vor Gericht. Luka Jovic sucht inzwischen in Florenz sein Glück, nachdem es bei Real Madrid nicht geklappt hatte. Ante Rebic pendelt in Milan zwischen Leistungsträger und Bankdrücker, André Silva ist auch in Jahr zwei bei RB Leipzig weit weg von seiner 28-Tore-Marke in Frankfurt.

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Hellmann nennt Eintrachts Erfolgsrezept

Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann hat in seinen vielen Jahren bei den Hessen viele Stars kommen und gehen sehen. Der Jurist ist seit über 20 Jahren im Klub tätig und kennt den Verein daher aus dem Effeff.

Der Interims-Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga nannte bei SPORT1 das Erfolgsrezept: „Wir haben ein stimmiges Gesamtpaket. Ein Spieler wird nicht arm. Er verdient ein ordentliches Gehalt und arbeitet dazu in einem stabilen Umfeld. Für Trainer oder Sportvorstände gilt, dass sie nach sechs oder sieben sieglosen Spielen nicht sofort mit ihrem Rauswurf zu rechnen haben.“

Die Eintracht verbinde Stabilität und Leistungsorientierung mit einer gewaltigen Leidenschaft: „Wenn du gut performst und dich reinhängst, dann wird deine Leistung nicht nur von der Fankurve, sondern von der breiten Masse honoriert.“ Sehr viele Profis und Verantwortliche hat das gekitzelt, sie auf der Karriereleiter weit nach oben gebracht.

Kult-Trainer „Stepi“ vermutet: Spieler überschätzen sich etwas

Ein ständiger Begleiter der Frankfurter ist Dragoslav Stepanovic. Der 74-Jährige hat nach der verpatzten Meisterschaft 1992 den Satz „Lebbe geht weider“ geprägt. Der frühere Kult-Trainer wird von den Fans geliebt, hat Legenden-Status. Wo auch immer „Stepi“ auftaucht, werden die Smartphones gezückt und viele Selfies gemacht.

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Warum läuft es bei Jovic und Co. nicht so, wie sie es sich erträumt haben? „Die Spieler, die die Eintracht verlassen, haben gedacht, dass sie sehr gut sind. Aber die Eintracht spielt als Mannschaft so gut und dann bringt das auch Spieler nach oben, die individuell vielleicht nicht so gut sind.“ Ob sich also der ein oder andere Akteur etwas überschätzt und weniger den Teamerfolg sieht?

Eintracht-Trainer leisten herausragende Arbeit

Stepanovic betonte vor allem die gute Arbeit der Trainer, die in Frankfurt für tolle Momente wie den DFB-Pokal-Sieg oder den Europa-League-Triumph verantwortlich waren: „Man muss sich bei Niko Kovac, Adi Hütter und Oliver Glasner bedanken. Sie haben eine sehr gute Spielweise gefunden.“

In der Tat ist der frühere Schleudersitz inzwischen einer der sichersten der Bundesliga geworden. Die letzte Entlassung gab es im März 2016, damals hieß der Übungsleiter noch Armin Veh. Statt Geld für Abfindungen zahlen zu müssen, kassierte die Eintracht für Hütter, Kovac und Bobic Millionen. Sportlich gut läuft es auch weiterhin!

Die linke Seite von Eintracht Frankfurt war von 2018 bis 2022 das Territorium von Filip Kostic
Die linke Seite von Eintracht Frankfurt war von 2018 bis 2022 das Territorium von Filip Kostic

Glasner hebt Eintracht auf neue Ebene

Glasner ist dabei einer von vielen Architekten des Erfolgs. Die Liste der Mitarbeiter, die bei der Eintracht hervorragende Arbeit geleistet haben, ist lang: Markus Krösche, Fredi Bobic, Ben Manga, Bruno Hübner, Axel Hellmann, Niko Kovac, Adi Hütter – sie könnte noch viel länger werden. Glasner hat den Klub noch einmal auf eine neue Ebene gehobene. Der Österreicher führte die Eintracht zum Europa-League-Titel - der erste Triumph einer deutschen Mannschaft in diesem Wettbewerb seit 25 Jahren.

Der Klub wird daher selbst von Top-Berater Volker Struth als „sexy“ gesehen. Glasner erklärt: „Es gibt die Wahrnehmung, dass unser Gesamtpaket attraktiv ist. Jedes Heimspiel ist ausverkauft und bei Auswärtsspielen sind unsere Blöcke auch immer voll.“

Die Eintracht ist seit sechs Jahren in unterschiedlichen Wettbewerben immer wieder erfolgreich. Der Klub wächst und wächst.

Die nächsten Stars werden die Eintracht verlassen

Dadurch spielen sich einzelne Spieler immer wieder in den Fokus größerer Klubs. Jesper Lindström wird bereits mit Arsenal in Verbindung gebracht, bei Randal Kolo Muani schaut Paris Saint-Germain genauer hin, Daichi Kamada (Borussia Dortmund) und Evan N‘Dicka (FC Barcelona) ziehen wohl ablösefrei weiter. Immer wieder ist die Eintracht ein Sprungbrett zu einem größeren Klub. Am Beispiel Kostic zeigte Glasner das Problem für die Spieler auf: „Filip war einer der Stars bei der Eintracht, eine prägende Figur. Juventus Turin ist aber ein Top-10-Klub. Und dort bist du halt mal schnell nicht der Star.“

Es ist diese Mixtur aus einem begeisternden, aber trotzdem leistungsfördernden Umfeld und der richtigen Wahl der Trainertypen. Auch in Zukunft werden Spieler den Klub wieder verlassen und woanders ihren nächsten Entwicklungsschritt gehen wollen. Der Blick in die Vergangenheit aber zeigt, dass der „Eintracht-Fluch“ nicht so einfach abgeschüttelt werden kann.