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1. FC Kaiserslautern: Marco Antwerpen bricht sein Schweigen - "Hatte erstmal keine Lust auf Fußball"

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1. FC Kaiserslautern: Marco Antwerpen bricht sein Schweigen - "Hatte erstmal keine Lust auf Fußball"

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Antwerpen bricht sein Schweigen!

Vor der Aufstiegs-Relegation musste Marco Antwerpen überraschend seinen Trainerstuhl beim 1. FC Kaiserslautern räumen. Mit etwas Abstand spricht er nun über die Entlassung und sein Verhältnis zu Thomas Hengen.
Mit vier Treffern und einem Torwart-Platzverweis war die Partie zwischen Heidenheim und Kaiserslautern ja eigentlich schon Spektakel genug. Eine kuriose Randnotiz gab es dann aber auch noch.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Für Marco Antwerpen war es der wohl bitterste Moment in seiner Trainerkarriere.

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Nach dem letzten Spieltag der vergangenen Drittliga-Saison wurde er überraschend als Trainer des 1. FC Kaiserslautern entlassen, obwohl er den Verein in die Relegation geführt hatte. Vor den beiden Spielen gegen Dynamo Dresden wurde Dirk Schuster als neuer Trainer verpflichtet. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)

Es gelang der Aufstieg, an dem Antwerpen einen großen Anteil hatte. Lange wollte er nicht über das Aus beim FCK reden. Jetzt bricht der 50-Jährige sein Schweigen und gibt SPORT1 ein erstes Interview.

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SPORT1: Herr Antwerpen, wie geht es Ihnen rund vier Monate nach dem Aus in Kaiserslautern?

Marco Antwerpen: Danke der Nachfrage. Mir geht es gut. Wenn eine Freistellung so abläuft, wie es beim FCK der Fall war, braucht man eine gewisse Zeit, um alles zu verarbeiten. Wir waren so nah dran am Aufstieg, aber rückblickend kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass die Zeit beim FCK der größte Erfolg meiner Trainerkarriere war, auch wenn ich am Ende nicht mehr am ganz großen Wurf beteiligt war.

SPORT1: Wie viele Tage haben Sie gebraucht, um darüber hinwegzukommen?

Antwerpen: Das lässt sich in Tagen nicht bemessen. Ich habe mich aber häufig dabei erwischt, dass ich über den Zeitpunkt der Trennung nachgedacht habe und wie es gewesen wäre, wenn wir den Aufstieg miterlebt hätten. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Relegationsspiele gegen Dynamo Dresden und an die Reaktionen der Spieler, die mich danach kontaktiert haben.

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Marco Antwerpen wurde beim 1. FC Kaiserslautern vor der Relegation entlassen
Marco Antwerpen wurde beim 1. FC Kaiserslautern vor der Relegation entlassen

Nach FCK-Aus keine Lust auf Fußball

SPORT1: Haben Sie damals bewusst in den Medien nichts über den FCK lesen wollen?

Antwerpen: Ganz im Gegenteil. Ich habe beide Relegationsspiele mit großem Interesse verfolgt. Ich wollte unmittelbar mitbekommen, wie die Jungs die Spiele angehen und ob sie es schaffen. Natürlich hat es mich gefreut, dass sie es gepackt haben und am Ende der Aufstieg feststand. Aber direkt nach dem Schlusspfiff habe ich den Fernseher ausgeschaltet.

SPORT1: Hatten Sie in den vergangenen Monaten noch Kontakt zu Spielern?

Antwerpen: Der Kontakt zu Spielern oder Mitarbeitern des FCK ist nie ganz abgerissen. Dass dies in Zukunft weniger wird, ist ganz normal, aber so ist das Fußballgeschäft.

Der 1. FC Kaiserslautern schafft über die Relegation den Aufstieg in Liga 2. Doch das Spiel in Dresden wurde überschattet von einem Pyro-Eklat. Gleich mehrere Feuerwerkskörper werden auf den Platz geschleudert.
06:16
Dynamo Dresden - 1. FC Kaiserslautern (0:2) | 2. Bundesliga Relegation

SPORT1: Haben Sie wieder Lust auf Fußball?

Antwerpen: Nach dem Aus beim FCK hatte ich erstmal keine Lust auf Fußball. Ich musste mich sammeln und meine Akkus wieder aufladen. Das hat einige Wochen gedauert. In der Zeit habe ich auch weniger Fußball geschaut. Aber mittlerweile ist genügend Zeit vergangen. Aus diesem Grund gebe ich auch gerne dieses erste Interview. Ich habe alles aufgearbeitet und habe wieder richtig Bock auf Fußball.

Hengen? So war das Verhältnis wirklich

SPORT1: Hatten Sie nochmal Kontakt mit FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen?

Antwerpen: Nach meinem Ausscheiden gab es erstmal keine Veranlassung für ein Gespräch. Ich möchte an dieser Stelle aber auch mal klarstellen, dass unser Verhältnis nicht so schlecht war, wie es dargestellt wurde. Thomas hatte damals im Verein viele Aufgaben zu bewerkstelligen, sodass wir uns gar nicht so häufig gesehen haben. Ich finde, dass wir in Kaiserslautern gemeinsam etwas Gutes auf den Weg gebracht haben. Am Ende musste Thomas im Sinne des Klubs eine Entscheidung treffen und mit dem Aufstieg ist sein Plan aufgegangen. Mir blieb nichts anderes übrig, als diese Entscheidung zu akzeptieren.

FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen (l.) und Trainer Marco Antwerpen (r.) wird nicht das beste Verhältnis nachgesagt
FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen (l.) und Trainer Marco Antwerpen (r.) wird nicht das beste Verhältnis nachgesagt

SPORT1: War die Zeit beim FCK die Schönste in Ihrer Trainerkarriere?

Antwerpen: Ja, absolut. Der FCK ist ein großer Klub mit einer wahnsinnigen Strahlkraft. Insbesondere die Wucht der Fans auf dem Betzenberg ist ein wichtiger Baustein für den Verein. Ich hätte mir definitiv einen längeren Verbleib vorstellen können und bin fest davon überzeugt, dass unsere Arbeit von den Anhängern und im Umfeld des Klubs sehr positiv wahrgenommen wurde.

SPORT1: Was würden Sie rückblickend anders machen?

Antwerpen: Ich habe mich natürlich reflektiert und erkannt, dass es Dinge gab, die nicht so gelaufen sind, wie sie hätten laufen sollen. Zum Beispiel der Umgang mit den Schiedsrichtern oder auch mit den Trainerkollegen. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und viele Auseinandersetzungen sind aus der Emotion heraus entstanden. Ich wollte nie jemandem bewusst schaden und habe mir daher fest vorgenommen, dies in Zukunft anders zu handhaben.

Antwerpen: Gutes Verhältnis mit Spielern wichtig

SPORT1: Werden Sie bei der nächsten Station in gewissen Situationen ruhiger reagieren werden?

Antwerpen: Emotionen gehören zum Fußball dazu. Das hat man zuletzt auch bei anderen Trainer-Kollegen gesehen. Das wird auch in Zukunft bei mir so sein, aber ich werde versuchen, diese Emotionen besser zu kanalisieren und in positive Energie für meine Mannschaft umzuwandeln.

SPORT1: Die Spieler waren traurig, dass Sie gehen mussten. Motiviert Sie das?

Antwerpen: Absolut. Ich hatte nie ein Problem mit meinen Spielern. Ich pflege einen vernünftigen Umgang mit den Jungs und den Kollegen in der Geschäftsstelle. Leider werden Dinge manchmal anders dargestellt, als sie in Wirklichkeit waren. Bei meiner Verabschiedung sind in der Geschäftsstelle des FCK auch Tränen geflossen. Das zeigt, dass mich die Leute mochten und für mich ein guter Kontakt zu den Mitarbeitern sehr wichtig ist.

SPORT1: Was hat Sie in der Vergangenheit genervt, wenn es um Ihre Person ging?

Antwerpen: Genervt ist zu viel gesagt, aber teilweise wurden in der Öffentlichkeit gewisse Dinge kolportiert, die einfach nicht stimmen. Ich bin kein Mensch, der nach einer Trennung nachtritt oder versucht, etwas zu konstruieren beziehungsweise geradezubiegen. Ich habe die Entscheidung eines Vereins immer zur Kenntnis genommen und akzeptiert, ohne schmutzige Wäsche zu waschen. Mich nervt es, wenn man nicht bei der Wahrheit bleibt.

SPORT1: Welches Zeugnis würden Sie Thomas Hengen für seine Kaderplanung im Sommer ausstellen?

Antwerpen: Ich bin nicht in der Position, um Thomas ein Zeugnis auszustellen, weil ich seine Denkweise überhaupt nicht kenne. Fakt ist, dass der FCK gut in die Saison gestartet ist und einige Punkte geholt hat. Das spricht für sich und sieht bisher sehr gut aus.

Antwerpen lobt Nachfolger Schuster

SPORT1: Ihr Nachfolger Dirk Schuster hat sich stets positiv über Sie geäußert. Wie sehen Sie ihn?

Antwerpen: Es spricht für ihn, dass er an mich gedacht und mich in der Stunde des Erfolges lobend erwähnt hat. Das freut mich und dafür danke ich Dirk. Ich wünsche ihm auf jeden Fall viel Erfolg für die restliche Saison. (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)

Am 02.05.1998 fegt Kaiserslautern den VfL Wolfsburg mit 4:0 vom Betzenberg – und gewinnt als Aufsteiger sensationell die Meisterschaft.
01:37
SPORT1 Bundesliga Classics: Historische Meistertitel von Kaiserslautern

SPORT1: Wie geht es mit Ihnen weiter?

Antwerpen: Ich bin aktuell in der glücklichen Situation, in der ich mir gut überlegen kann, welcher Verein zu mir passt und welche Perspektive ein Klub hat. Viele Dinge müssen miteinander harmonieren und der Klub sollte die gleichen Ziele verfolgen wie ich. Wenn alles passt, freue ich mich, wieder einsteigen zu können. Ich mache mir zeitlich keinen Druck und beobachte die Entwicklungen in den Vereinen.

SPORT1: Am Sonntag spielt Kaiserslautern gegen Ihren anderen Ex-Klub Eintracht Braunschweig (2. Bundesliga: 1. FC Kaiserslautern - Eintracht Braunschweig, 13.30 Uhr im LIVETICKER). Mit den Löwen sind Sie 2020 in die 2. Liga aufgestiegen. Liegt Ihnen der FCK mehr am Herzen? (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)

Antwerpen: Ja, das muss ich ehrlicherweise zugeben. In Summe hatte ich in Kaiserslautern die schönere Zeit und meine Arbeit wurde dort mehr wertgeschätzt als in Braunschweig. Ich habe mich in Lautern sehr wohl gefühlt.

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