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Hollywood- und Sport-Mythos, Mordverdächtiger, Vorbild für Tarantino-Figur: Gene LeBell ist tot

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Hollywood- und Sport-Mythos, Mordverdächtiger, Vorbild für Tarantino-Figur: Gene LeBell ist tot

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Tod eines Sport- und Hollywood-Mythos

Er war Wrestler, Stuntman, Vorbild für eine Tarantino-Figur, Trainer von Ronda Rousey, Ringrichter eines Ali-Kampfs, Verdächtiger in einem spektakulären Mordfall - und viel mehr. Nun ist „Judo“ Gene LeBell verstorben.
Brad Pitt (l.) verkörperte in "Once upon a time in Hollywood" eine von "Judo" Gene LeBell inspirierte Figur
Brad Pitt (l.) verkörperte in "Once upon a time in Hollywood" eine von "Judo" Gene LeBell inspirierte Figur
© Imago
mhoffmann
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Er war Vorbild für die von Brad Pitt gespielte Figur Cliff Booth in Quentin Tarantinos Filmepos „Once upon a time in Hollywood“.

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Er lieferte sich Kämpfe mit Bruce Lee und Elvis Presley, trainierte Chuck Norris und Ronda Rousey, tat in den Siebzigern Muhammad Ali einen großen Gefallen und soll in den Neunzigern Steven Seagal bewusstlos gewürgt haben, bis dessen Körperfunktionen versagten - was dieser wütend bestreitet.

WWE-Fans kennen seinen Namen, in der MMA-Welt wird er verehrt als Urvater, der dem Milliardengeschäft UFC den Weg bereitet hat. Und in der New York Times tauchte er einst auf als verhafteter Verdächtiger in einem spektakulären Mordfall, in dem ein Porno-Produzent einen in Los Angeles ermittelnden Privatdetektiv durch dessen Küchenfenster erschoss.

Die Vita von „Judo“ Gene LeBell klingt drei- bis viermal zu unglaublich, um wahr zu sein. Doch sie ist es, allergrößtenteils zumindest. Nun ist der in Hollywood vielbeschäftigte und in der Kampfsport-Welt vergötterte Mythos im Alter von 89 Jahren verstorben - und hinterlässt eine Lebensgeschichte, die noch Stoff für einige weitere Filme bieten würde.

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Gene LeBell trainierte Ronda Rousey

Die Grundlage für die einzigartige Karriere des 1932 in L.A. geborenen Lebenskünstlers war seine für frühere Zeiten einzigartige Kombination an Wissen über verschiedene Arten der Kampfkunst.

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LeBell war Sohn einer Box- und Wrestling-Promoterin und lernte von früher Kindheit an beides, als Wrestler wurde er geschult von Ed „Strangler“ Lewis, Lou Thesz und Karl Gotch, einem Ehrfurcht einflößendem Dreigestirn legendärer „Shooter“, die Wert darauf legten, ihre Gegner mit ihren schmerzhaften Grifftechniken auch real übermannen zu können.

Der erste ungewohnte Exkurs, der LeBell seinen Spitznamen geben sollte: Er erlernte das in den USA damals noch kaum verbreitete Judo und schwang sich dort zum Träger des schwarzen Gürtels und nationalen Meister auf. Durch seine Verbindung in die Szene kannte er auch Ronda Rousey von Geburt an - und wurde zum Trainer der Olympia-Bronzegewinnerin, späteren UFC-Hall-of-Famerin und heutigen WWE-Wrestlerin.

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Wrestling-Fans der Moderne kennen LeBell außerdem auch als Namensgeber des LeBell Lock, berühmt geworden als „Yes Lock“ durch den AEW-Star und früheren WWE-Champion Bryan Danielson (Daniel Bryan).

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Urvater des UFC-Booms - und Ringrichter bei berühmten Ali-Fight

Der Hauptjob LeBells in seinen jungen Jahren blieb jedoch das Wrestling, wo er trotz seiner Fähigkeiten nie den ganz großen Durchbruch schaffte - bedeutsamer ist, wie er im Jahr 1963 einen Teil der Saat für den MMA-Boom Jahrzehnte später legte.

LeBell ließ sich damals auf einen Crossover-Fight gegen den Boxer Milo Savage ein und besiegte ihn in dessen Wahlheimat Salt Lake City mit einem Rear Naked Choke. Der Kampf war das de facto erste Mixed-Martial-Arts-Match auf amerikanischem Boden, verschaffte LeBell den Ruf als UFC-Pionier und auch eine tragende Rolle in einem anderen wichtigen Kapitel der MMA-Evolution: dem skurrilen Boxer-Wrestler-Match zwischen Muhammad Ali und Antonio Inoki.

Gene LeBell war Ringrichter des Kampfes zwischen Muhammad Ali und Antonio Inoki
Gene LeBell war Ringrichter des Kampfes zwischen Muhammad Ali und Antonio Inoki

In dem vom späteren WWE-Boss Vince McMahon mitinszenierten Kampf war LeBell Ring- und Kampfrichter - ein kniffliger Job, denn das komplizierte, auf Ali zugeschnittene Regelwerk des Kampfs schränkte den vielfältig bewanderten Japan-Star Inoki so ein, dass dieser sich vor allem damit behalf, auf dem Boden zu krabbeln und Ali mit heftigen Tritten gegen dessen Unterschenkel zu traktieren.

LeBell - bis ins hohe Alter als MMA-Kampfrichter im Einsatz - war am Ende Zünglein an der Waage und entschied salomonisch auf ein für Ali gesichtswahrendes Unentschieden. (Das Leben des Muhammad Ali: Für seinen Mythos zahlte er einen teuren Preis)

Als Hollywood-Mythos von Quentin Tarantino und Brad Pitt verewigt

Mit noch viel mehr prominenten Figuren kam LeBell durch seine Arbeit als Stuntman und Kampfszenen-Spezialist in Hollywood in Kontakt, wo er im Lauf der Jahrzehnte in über 1000 Filmen und Serien mitwirkte. Die Bandbreite reichte von John-Wayne-Western über Serienklassiker wie „Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann“, „Ein Colt für alle Fälle“ und „Eine schrecklich nette Familie“ bis zu Filmen wie „RoboCop“, „Die nackte Kanone“, „Independence Day“ und „Smokin‘ Aces“.

Gene LeBell mit Lindsay Wagner in der Serie "Die Sieben-Millionen-Dollar-Frau"
Gene LeBell mit Lindsay Wagner in der Serie "Die Sieben-Millionen-Dollar-Frau"

LeBell spielte Nebenrollen in drei Filmen mit Elvis Presley, in denen er stets an Prügeleien mit dem „King of Rock ‚n‘ Roll“ beteiligt war, und erweiterte mit seinem Training auch das Repertoire von Chuck Norris, WWE Hall of Famer Roddy Piper - und Bruce Lee. Die Kung-Fu-Ikone lernte er am Set der Serie „The Green Hornet“ kennen, die beiden freundeten sich an und tauschten sich über Kampfsport-Techniken aus, ihre Beziehung wurde auch von Tarantino nostalgisch fiktionalisiert: In „Once upon a time in Hollywood“ tauchte Bruce Lee als Charakter auf und lieferte sich einen Kampf mit Brad Pitts Figur, die LeBell nachempfunden wurde.

Eine weitere, oft erzählte LeBell-Story: Am Set des 1991 veröffentlichten Steven-Seagal-Films „Deadly Revenge - Das Brooklyn-Massaker“ soll LeBell sich mit dem Hauptdarsteller über die Wirksamkeit seiner Würgetechniken gestritten haben. Das angebliche Ende vom Lied: Seagal soll sich auf eine Demonstration eingelassen haben, in LeBells Griff bewusstlos geworden sein und in die Hose gemacht haben.

Seagal bestreitet die Anekdote, LeBell und andere angebliche Augenzeugen bestätigten sie öffentlich in Grundzügen. Die für Seagal peinlichen Details dürfen als umstritten gelten.

Freispruch nach spektakulärem Mordprozess

Nicht erfunden ist in jedem Fall eine weitere filmreife Episode in LeBells Leben: Er wurde als Mordverdächtiger verhaftet, als am 22. Juli 1976 - wenige Wochen nach dem Ali-Inoki-Kampf - der Privatdetektiv Robert Duke Hall in seinem Haus in Burbank bei Los Angeles erschossen wurde.

Hall war eine zwielichtige Halbwelt-Figur, die zwischen Glamour- und Unterwelt pendelte, als Drogendealer, Polizeispitzel und Spezialist für Abhörtechniken, mit zahlreichen heiklen Verstrickungen in Showbiz und Geschäftswelt. Hall war verwickelt in einen Einbruch bei Wirtschaftsmogul Howard Hughes, bei dem er unter Vertrag stand und soll Promis mit Sex- und Drogengeschichten erpresst haben.

Unter Halls Klienten war auch Robert Vesco, bekannt als Lenker zahlreicher illegaler Geldflüsse, unter anderem auch für die Wiederwahl-Kampagne des über den Watergate-Skandal gestürzten US-Präsidenten Richard Nixon. Mysteriös war auch Halls Verbindung zu dem bei einem Raubüberfall erstochenen Schauspieler Sal Mineo (Co-Star von James Dean in „Denn sie wissen nicht, was sie tun“), den Hall am Tag von dessen Tod beschattet hatte - wenige Monate vor Halls eigener Ermordung.

Sal Mineo (l.) spielte 1955 seine berühmteste Rolle an der Seite von James Dean
Sal Mineo (l.) spielte 1955 seine berühmteste Rolle an der Seite von James Dean

Der Mord an Hall schrieb nationale Schlagzeilen und führte zum Rücktritt eines Polizei-Captains in Beverly Hills, die New York Times fühlte sich an den Filmklassiker „Chinatown“ und die Philipp-Marlowe-Krimis erinnert. Hall und sein Mörder Jack Ginsburgs, nach eigener Auskunft „freischaffende Pornoproduzent“, hatten anscheinend Streit wegen einer zerbrochenen Geschäftsbeziehung. LeBell wurde in erster Instanz wegen Beihilfe verurteilt, weil er Ginsburgs in der Mordnacht chauffierte. In der Berufungsverhandlung wurde das Urteil gegen LeBell aufgehoben.

Das prall gefüllte Leben von „Judo“ Gene LeBell - das er auch in zahllosen Büchern erzählte - endete am Dienstagmorgen, als er 89-jährig im Schlaf verstarb. Er hinterlässt Ehefrau Eleanor, je zwei leibliche und zwei Stiefkinder und drei Enkelkinder.