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2. Bundesliga, HSV: Ex-Boss Jürgen Hunke spricht Klartext - "Diese Personen werden beim HSV manipuliert"

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2. Bundesliga, HSV: Ex-Boss Jürgen Hunke spricht Klartext - "Diese Personen werden beim HSV manipuliert"

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Ex-Boss rechnet mit dem HSV ab

Der Hamburger SV wird wohl auch in dieser Saison nicht aufsteigen - im vierten Jahr in Folge! Bei SPORT1 rechnet Ex-Boss Jürgen Hunke mit dem Klub ab und spricht dabei auch über einen Trainer, der gerade andere Probleme hat.
Nun mehr seit vier Jahren spielt der HSV in der 2. Bundesliga und auch in dieser Saison wird ein Aufstieg immer unwahrscheinlicher.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Nach dem 0:1 bei Holstein Kiel gab es wieder viel Hohn und Spott für den Hamburger SV. Auch im vierten Anlauf droht den Hanseaten der Aufstieg nicht zu gelingen.

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Einer, der seit Jahren immer mal den Finger in die Wunde gelegt hat, ist Jürgen Hunke.

Der frühere HSV-Präsident (1990 bis 1993) spricht im SPORT1-Interview über die Rothosen und Felix Magath. (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)

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SPORT1: Herr Hunke, der HSV wird es wohl auch im vierten Anlauf nicht schaffen aufzusteigen. Was fällt Ihnen dazu ein? (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)

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Jürgen Hunke: Gar nichts. Ich bin einfach nur traurig. Ich habe immer gesagt, dass der Fußball wie eine große Familie sein muss. So wie das in Freiburg und in Bochum ist. Zu meiner Zeit als Präsident und Aufsichtsratsmitglied waren wir immer eine große Familie. Natürlich haben wir auch Fehler gemacht, aber wir haben daraus gelernt und uns gegenseitig unterstützt. Beim HSV lernt man schon lange nicht aus Fehlern. Uns haben damals die Leidenschaft und die Begeisterung zusammengehalten. Das hat uns auch weitergebracht Wir hatten keine 100 Millionen Euro Schulden, haben immer versucht, einen Weg zu finden. Es hat einfach Freude und Spaß gemacht.

Hunke: „Es ist einfach so enttäuschend“

SPORT1: Sind Sie geschockt, dass der HSV wieder gescheitert ist?

Hunke: Ja. Wer möchte nicht wieder gerne den FC Bayern oder Borussia Dortmund im Volksparkstadion sehen? Hamburg ist ein Sportstadt und die Sehnsucht nach der Bundesliga ist groß. Es ist einfach so enttäuschend. Wir schaffen es einfach nicht, weil wir immer wieder auf falsche Prioritäten gesetzt haben. Das ist der Hauptgrund für die erneut sehr peinliche Lage. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)

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Ex-HSV-Präsident Jürgen Hunke war von November 1990 bis Oktober 1993 Präsident des HSV
Ex-HSV-Präsident Jürgen Hunke war von November 1990 bis Oktober 1993 Präsident des HSV

SPORT1: Sie sagten im Vorgespräch dieses Interviews, dass Sie seit Jahren alle Wetten auf den HSV gewonnen haben. Wie meinten Sie das?

Hunke: Ich habe jede Wette auf den HSV gewonnen, weil ich immer gesagt habe, dass man nur Erfolg haben kann, wenn man ehrlich und geradlinig ist und ein sauberes Konzept hat, hinter dem alle geschlossen stehen. Wenn es unterschiedliche Interessen gibt und ein Großteil der Personen nur ihren persönlichen Vorteil sehen, führt das immer zu Misserfolg.

Hunke ätzt gegen Kühne

SPORT1: Was ist denn das Grundübel beim HSV?

Hunke: Ich habe es schon oft gesagt und wiederhole mich da gerne. Als 2010 Herr Kühne (Investor Klaus-Michael Kühne, Anm. d. Red.) ins Spiel kam, fingen die ganzen Probleme an. Er ist sicher ein ordentlicher Mensch, aber er hat keine Ahnung vom Fußball. Und er weiß eben nicht, dass Leidenschaft und Begeisterung wichtig sind in diesem Sport. Ich habe mal ein Fußballbuch veröffentlicht, das da hieß „Ist Fußball Leidenschaft oder ein Geschäft?“, da haben sich fast alle großen Persönlichkeiten wie Franz Beckenbauer oder Uwe Seeler dazu ausgesprochen, dass Fußball vor allem Leidenschaft ist. Und das funktioniert beim HSV nicht. Es geht immer nur um Geld, Schulden und Investitionen. Und Schuldzuweisungen.

SPORT1: Was hatte Kühne vor?

Hunke: Er wollte für seine finanzielle Hilfe stets eine Gegenleistung haben. Ich habe vorausgesagt, dass es mit ihm böse enden wird und leider habe ich recht behalten. Es hat nie mehr Erfolg gegeben. Alle in der Chefetage haben leider auch immer nur an Geld gedacht. Egal, ob es Hoffmann war, Hilke oder Jansen. Beim HSV fehlen Werte.

SPORT1: An wem sollte man sich beim HSV ein Beispiel nehmen?

Hunke: An Freiburg, Bochum, Augsburg oder - das wird keinem HSVer gefallen - St. Pauli. Wir hatten beim HSV mal Werte, aber die sind verloren gegangen. Alles wurde immer nur weggebissen, auch meine Warnungen. Im Fußball geht es heute um Macht und Geld. Man sieht das an den Oligrachen. Sie engagieren sich, weil sie die Fußballrechte für das neue Öl dieser Welt halten. Sie sind alle nur daran interessiert, eines Tages viel Geld zu verdienen und das verdirbt diesen schönen Sport. Das ehrenamtliche Engagement, das in jedem Verein wichtig ist und das zum Sport gehört, wird beim HSV nur mit Füßen getreten. Da sind jetzt Leute am Ball, die kannte vor einigen Jahren noch gar keiner.

„Von 90.000 Mitgliedern hat keiner mehr Rechte“

SPORT1: Es hat dreimal nicht geklappt mit dem Aufstieg, dann holte man im Sommer 2021 Tim Walter als Trainer. Ist auch er gescheitert?

Hunke: Walter und Boldt (HSV-Sportvorstand Jonas Boldt, Anm. d. Red.) können nichts dafür. Die Probleme beim HSV entstehen in der Führung, es heißt nicht umsonst „Der Fisch stinkt vom Kopf her“. Es werden von oben nicht die Entscheidungen getroffen, die für den Verein wichtig sind. In der Satzung der AG hat von 90.000 Mitgliedern kein Mitglied mehr Rechte. Beim HSV ist alles nur noch abgestumpft und abgezockt. Man kann so einen Verein auch über die Satzung zerstören. Man darf nicht mal fragen, wie hoch die Schulden sind, weil dann heißt es nur „nach der Satzung müssen wir darauf nicht antworten“. Der HSV besteht seit über 130 Jahren und jetzt, wo die Gier nach Geld da ist, passieren solch schreckliche Dinge. Und der HSV ist ein negatives Beispiel dafür.

Tim Walter und der HSV sind im Aufstiegsrennen nur noch Außenseiter
Tim Walter und der HSV sind im Aufstiegsrennen nur noch Außenseiter

SPORT1: Boldt hält weiter zu Walter und will auf der Trainerposition Kontinuität und hält daher weiter zu Walter. Es droht im Klub wieder ein Machtkampf. Was sagen Sie dazu?

Hunke: Boldt und Walter sind unschuldig. Diese beiden Herren würde ich jetzt mal rausnehmen aus der Kritik, weil sie für die Nebengeräusche nichts können und offenbar gemerkt haben, worum es einigen Leuten in der HSV-Führung geht. Man spielt immer nur so gut wie man kann. Das Spiel, bei dem man mit dem Finger auf den anderen zeigt, bringt uns auch nicht weiter. Der HSV muss eine andere Struktur finden. Man muss eine saubere Satzung finden und die Rechte der Mitglieder wieder stärken. Sie müssen wieder ernst genommen werden. Aber diese Personen werden beim HSV leider nur manipuliert.

Hunke: „Kühne steckt hinter allem“

SPORT1: Herr Kühne kündigte seinen Rückzug an, doch er wollte immer mehr Macht.

Hunke: Er steckt hinter allem und lässt jetzt die Arbeit, für die man nicht unbedingt Beifall bekommt, andere machen. Und diese Personen machen das mit allen Tricks. Beim HSV wurde in den vergangenen Jahren immer getrickst und viele ahnungslose Menschen machen vor Kühne immer noch eine Verbeugung. Er wollte in Hamburg Ehrenbürger werden, aber das wird er in 100 Jahren nicht.

Ich habe im Verhältnis zu seinem Einkommen das Zehnfache in Hamburg gespendet. Kühne hätte mit seinem Geld alles machen können, aber das macht er nicht. Er wollte immer mit einem Minimum an Aufwand die Rechte im Verein haben. Wir dachten immer, dass er sich zurückzieht, aber das Gegenteil ist der Fall. Marcell Jansen hat bei der letzten Aufsichtsrats-Wahl einen weiteren Kühne-Mann reingeholt. Das sagt doch alles. Man muss Kühne endlich loswerden.

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SPORT1: Sollte man nach der Saison erneut auf der Trainerposition einen Wechsel vornehmen? Bruno Labbadia wäre frei.

Hunke: Nein. Er war schon zweimal Trainer beim HSV. Ich treffe die Tage in Berlin meinen früheren HSV-Freund Felix Magath. Er hätte zum HSV kommen sollen und hätte das auch gewollt. Aber auch da gab es interne Machtspiele und Eifersüchteleien. Es ging doch nie darum, die beste Lösung für den HSV zu finden. Es ging immer nur darum, welche Interessen für wen wichtiger sind. Man braucht jemanden an der Spitze, der unabhängig und geradlinig ist und der das tut, was für den Klub und den Fußball wichtig ist. Felix hätte dem HSV gerne geholfen. Doch man wollte ihn nicht. Er wäre eine der besten Lösungen gewesen.

SPORT1: Sie haben ihn 1993 als Trainer zum HSV geholt…

Hunke: Richtig. Damals kam er als Amateurtrainer von Bremerhaven zum HSV. Es gab zu der Zeit auch Widerstände, doch ich habe mich durchgesetzt. Felix ist seinen Weg gegangen. Er liebt den Fußball und kann dieses Spiel lesen. Auf einen wie Felix darf man nicht verzichten. Es ist immer an persönlichen Interessen gescheitert, dass er nicht wieder zurückkam.

SPORT1: Jetzt ist Magath Trainer bei Hertha BSC. Wird er die Alte Dame retten?

Hunke: Hertha BSC wird mit Felix nicht absteigen. Darauf würde ich auch wieder jede Wette eingehen. (lacht)

SPORT1: Warum tut sich Magath die Hertha nochmal an?

Hunke: Weil er fußballverrückt ist. Felix liebt den Reiz dieses Spiels. Er sucht immer wieder eine neue Herausforderung. Das geht mir auch so. Das hält jung, gesund und macht das Leben auch spannend. Wenn man so eine Chance bekommt, muss man sie ergreifen. Felix geht es dabei nicht um Geld. Leider wird er nichts mehr beim HSV machen. Aber allein seine Erfahrung ist enorm wertvoll.

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