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Max Eberl: Seine PK erweist Gladbach einen letzten großen Dienst

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Max Eberl: Seine PK erweist Gladbach einen letzten großen Dienst

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Eberl erweist Gladbach letzten Dienst

Max Eberl lenkt mit seiner beeindruckenden Abschieds-PK die Aufmerksamkeit auf sich - Gladbach kann es unter den Umständen nur recht sein.
Es war ein historischer, ein stiller Moment: Nach 23 Jahren hört Max Eberl in Gladbach auf. Sein Abschied geriet emotional und aufwühlend.
mhoffmann
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In Amerika regierte Bill Clinton, im Bundeskanzleramt hatte Gerhard Schröder gerade Helmut Kohl abgelöst - und die offizielle Einführung einer neuen Währung namens Euro war die Meldung des Tages.

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Der Wechsel eines jungen Abwehrspielers namens Max Eberl von der SpVgg Greuther Fürth zu Borussia Mönchengladbach ging in dieser Nachrichtenlage am 1. Januar 1999 eher unter. Umso mehr verdeutlicht der Blick zurück aus heutiger Sicht, was nun zu Ende geht. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

„Nach 23 Jahren beende ich etwas, das mein Leben war“, unterstrich der 48 Jahre alte Eberl am Freitagnachmittag in seiner denkwürdigen Abschieds-PK die Tiefe des persönlichen Einschnitts - nach sechs Jahren als Spieler, knapp vier Jahren als Nachwuchskoordinator und mehr als 14 als Sportdirektor und Geschäftsführer der Borussia.

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Vier weitere Jahre waren geplant bis zu seinem Vertragsende 2026 - warum das vorzeitige Ende der Ära dennoch unausweichlich geworden war, hat Eberl in großer emotionaler Dringlichkeit vermittelt. (KOMMENTAR: Das Dilemma der Bundesliga)

Eberls furiose und menschlich beeindruckende PK erwies der Borussia zudem auch noch einen letzten Dienst: Sie lenkte den Blick weg von den teils auch unrühmlichen Umständen der letzten beiden Eberl-Jahre.

Gladbach und Eberl - das schien immer weiter zu passen

Was Eberl zuvor vollbracht hatte, ist bekannt: das Ende von 15 Jahren Gladbacher Europapokal-Abstinenz, drei Champions-League-Teilnahmen, zwei Auszeichnungen als Manager des Jahres, unzählige Schlagzeilen in Richtung „Der wäre doch auch einer für den FC Bayern“.

Eberl und Gladbach, Gladbach und Eberl: Das passte und schien immer weiter zu passen. Es war die Überzeugung, die sich in Eberls Entschluss von 2017 ausdrückte, weiter der unumstrittene Gestalter des Projekts Borussia zu bleiben statt den damaligen Bayern-Avancen nachzugeben und beim damals schwer zu überblickenden Machtpoker um das Erbe von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge mitzumischen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

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Und es war die Überzeugung, die sich noch Ende 2020 ausdrückte, als Eberl und der ewige, fürs Wirtschaftliche zuständige Geschäftsführer-Kollege Stephan Schippers gemeinsam ihre Verträge bis 2026 ausdehnten.

Rose-Posse hinterlässt Spuren

„Ich habe vor 13 Monaten meinen Vertrag verlängert und hätte zu diesem Zeitpunkt nicht gedacht, dass ich heute hier sitze“, blickte Eberl am Freitag zurück.

Was damals folgte, war jedoch eine Serie von recht dicht gedrängten Ereignissen, die vieles infrage stellten, was zuvor als unumstößlich galt.

Die massiven Irritationen um den Umgang mit dem Abgang von Trainer Marco Rose hinterließen Verletzungen und Narben - im Verhältnis von Eberl zu den Fans, aber auch intern. Weitere Konflikte um Kaderplanung, die Wahl von Adi Hütter als Roses Nachfolger und auch die generelle Ausrichtung des Vereins nach den finanziellen Erschütterungen der Corona-Pandemie kamen hinzu.

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Durch die Unstimmigkeiten, den sportlichen Misserfolg und Eberls Rolle dabei wandelte sich bei kritischen Beobachtern der Blick auf Eberl. In die vielfach geäußerte Bewunderung für seine Fachkompetenz und sein Selbstbewusstsein mischte sich schleichend der Vorwurf einer zu groß gewordenen Selbstgewissheit und Beratungsresistenz.

Eberl nimmt Gladbach-Verantwortliche in Schutz

Eberls Auftritt am Freitag hat die Perspektive nun nochmal verändert: Eberls offenes Bekenntnis, dass er nicht mehr kann, dass er sich gesundheitlich aufgerieben habe und die Konsequenzen ziehen müsse, das Eingeständnis von Schwäche und Verletzlichkeit war im Ergebnis ein Beweis der Stärke.

Der langjährige Macher half dabei auch der Vereinsführungen gegen kritische Fragen nach ihrer Mitverantwortung für die Situation.

Er betonte, dass er selbst Gedankenspiele einer Entlastung durch eine sportliche Doppelspitze abgewürgt hätte - und dass die Bosse keine Ahnung hätten haben können, wie angegriffen seine Gesundheit am Ende wirklich war.

Von Eberls Gestaltungsanspruch und seiner raumfüllenden Präsenz hat Gladbach lange profitiert, wie der Klub langfristig ohne sie auskommt, muss sich erst noch zeigen.

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Eine neue Chance für Gladbach

Für den Moment hat Eberl - wie in seinen besten Zeiten - in gekonnter Manier alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen und weg von der prekären Situation und den anderen offenen Baustellen.

Dass in dem „Sc***ßtag“ (Präsident Rolf Königs) so am Ende auch eine Chance für Gladbach liegt, drückte Eberl mit einer vielsagenden Diagnose auch selbst aus.

„Ich hatte zuletzt auch das Gefühl - es soll keine Kritik sein, nur eine Feststellung - dass ich nicht mehr richtig gehört wurde, dass nicht mehr angekommen ist, was ich vermitteln wollte“, sagte er: „Von daher stimmt es, dass mein Abschied auch eine Gelegenheit ist, dass eine neue Tür aufgeht, wenn sich eine schließt.“

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