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Sophia Flörschs Renningenieurin gibt Einblick in DTM - und spricht über Schumacher

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Sophia Flörschs Renningenieurin gibt Einblick in DTM - und spricht über Schumacher

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Flörschs Ingenieurin: „Schreie ganze Zeit rum“

Laura Müller arbeitet als Renningenieurin im Motorsport. Bei Abt-Audi hat sie mit Sophia Flörsch zusammengearbeitet. Inspiriert wurde sie von Michael Schumacher.
DTM-Boss Gerhard Berger spricht im AvD Motor & Sport Magazin über den Start der beiden weiblichen Fahrerinnen in der DTM.
Bianca Garloff
Bianca Garloff

Sie hat Sophia Flörsch durch die DTM gelotst!

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Renningenieurin Laura Müller war bei Abt-Audi die Frau an Flörschs Seite. Am Norisring holte die Deutsche am Rennsonntag mit Platz neun erneut zwei Zähler – aus eigener Kraft! Mit acht Zählern beendete sie die Meisterschaft auf Rang 18. (DTM-Fahrerwertung)

Wir haben mit der 28-jährigen Müller über Flörsch, Frauen im Motorsport und Michael Schumacher gesprochen. (Alles zur DTM)

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SPORT1: Laura Müller, Sie waren in dieser Saison Renningenieurin von Sophia Flörsch in der DTM. Wie sind Sie zum Motorsport gekommen?

Laura Müller: Ein Freund der Familie hat ein Formel-König- und Formel-4-Team gehabt, ich war als Kind also schon ein paar Mal an der Rennstrecke. Ich bin zudem groß geworden, als Michael Schumacher in der Formel 1 groß geworden ist. Ich habe also jedes Wochenende Formel 1 geschaut und davon geträumt, die erste Frau in der Formel 1 zu werden. Da es noch kein Wikipedia gab, konnte ich nicht nachschauen, dass es schon welche gab (lacht). Aber ich habe es nicht weiter verfolgt. Stattdessen habe ich Maschinenbau studiert, um in den Motorsport zu kommen. 2014 habe ich bei Phoenix in der DTM ein Praktikum gemacht. Ab da wusste ich, dass ich das machen will.

SPORT1: Sind Sie stolz, als Renningenieurin in der DTM zu sein? Immerhin gilt die DTM als wichtigste deutsche Rennserie …

Müller: Ich bin gar nicht so stolz auf die Rennserie, in der ich arbeite, sondern darauf, was man erreicht. Ich habe 2020 bei DragonSpeed die 24 Stunden von Le Mans gemacht, das war für mich ein größerer Erfolg als ein Sprintrennen. Die Anstrengung ist größer, aber auch die Verantwortung.

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SPORT1: Was muss man als Renningenieurin besonders gut können?

Müller: Man sagt, dass Renningenieure hauptsächlich Psychologen sind. Eine unserer Hauptaufgaben ist es, mit den Fahrern zu arbeiten. Während der Sessions kann man ihn motivieren, schneller zu fahren, indem man es gut verpackt, ihn anzustacheln. Zwischen den Sessions geht es darum, was dem Fahrer wichtig ist, wie Dinge priorisiert werden. Ich konnte mit Sophia über die Saison lernen, einen Fahrer besser zu verstehen, ihm zuzuarbeiten, und nicht nur das Auto besser zu machen.

So tickt Sophia Flörsch

SPORT1: Wie tickt Sophia denn? Braucht sie klare Ansagen oder muss man bei ihr feinfühlig sein?

Müller: Ich bin überhaupt nicht feinfühlig (lacht). Sie braucht aber klare Ansagen, es hilft sehr, wenn sie sich in etwas festbeißen kann. Mit Lucas di Grassi zusammen in einer Garage war es an den letzten beiden Rennwochenenden zum Beispiel ein kleiner interner Wettkampf, wer vorne steht. Man merkt, dass sie schneller wird, wenn man ihr sagt, dass sie auf Lucas nur eine Zehntelsekunde Rückstand hat.

SPORT1: Also sind es vor allem die kleinen Hilfen?

Müller: Fahrer sind Wettkämpfer. Wenn ich ihr sage, dass sie sieben Zehntelsekunden von Kelvin entfernt ist, pusht das nicht so wie ein Ziel, das man mittelfristig erreichen kann.

SPORT1: Wir kompliziert ist sie in der Zusammenarbeit, hat sie auch Ausraster?

Müller: Nur wenn man mit ihr spricht, wenn sie gerade am Bremspunkt ist. Ich versuche natürlich, Rücksicht zu nehmen. Es gab aber schon Momente, wo sie sagt: „Don‘t f***** talk to me“.

Laura Müller: Man darf sich nicht angegriffen fühlen

SPORT1: Fühlt man sich dann persönlich angegriffen?

Müller: Nein. Das darf man in diesem Job nicht – sich persönlich angegriffen fühlen. Denn man wird die ganze Zeit angegriffen, egal wann und wo.

SPORT1: Sitzen Sie mental neben Sophia im Cockpit?

Müller: Kommt drauf an: In einem Rennen, in dem man um Positionen kämpfen kann, schreie ich die ganze Zeit rum, ja. Natürlich brülle ich nicht Sophia in den Funk, aber der Bildschirm oder der Dateningenieur neben mir müssen sich schon manchmal was anhören (lacht).

Canadian driver Alex Tagliani (bottom) passes Michael Anedretti of the US (top) to temporarily gain first place in the race on lap 155. Tagliani hit the wall, and left the race five laps later while Andretti finished second during the Michigan 500 on 23, July, 2000 at Michigan Speedway in Brooklyn, MI. (ELECTRONIC IMAGE) AFP PHOTO/David MAXWELL (Photo by DAVID MAXWELL / AFP)        (Photo credit should read DAVID MAXWELL/AFP via Getty Images)
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SPORT1: Wie haben Sie sich gemeinsam mit Sophia als Duo in diesem Jahr weiterentwickelt?

Müller: Man muss sich erst einmal finden, lernen, wie der andere tickt. Da ist wie in einer Freundschaft oder Partnerschaft. Da kommt auch die Frage: Tue ich dem anderen manchmal weh? Ich habe jedenfalls gelernt, strukturierter vorzugehen. Ich habe ja nicht nur Sophia zu koordinieren, sondern das ganze Team um sie herum.

SPORT1: Muss man auch zusammen ein Bier trinken gehen können?

Müller: Das kommt auf den Typ Fahrer drauf an. Wir können schon miteinander Bier trinken. In Urlaub fahren aber nicht. Da ist der Altersunterschied zu groß. Wenn sie mir mit irgendwelchen TikTok-Hashtags kommt, bin ich raus.

Social Media gehört heute dazu

SPORT1: Stört Sie das als Renningenieurin, wenn Social Media so im Fokus steht?

Müller: Ich glaube, dass es ihr gut getan hätte, ein Rennwochenende dieses Jahr mal ohne Social Media zu probieren, einfach um zu checken: Kann ich mich dann besser konzentrieren? Ist meine Leistung dann besser? Aber ich verstehe auch, dass Social Media heutzutage dazugehört zum Gesamtpaket Rennfahrer.

SPORT1: Wie sehen Sie generell ihre Entwicklung als Rennfahrerin in dieser Saison?

Müller: Ich sehe auf jeden Fall viele Fortschritte, weil sie gelernt hat, sich rein- und durchzubeißen. Sie hat sehr viel schlechte Presse bekommen. Damit kann sie mittlerweile besser umgehen. Was nicht schadet: sich immer auf sich selbst zu konzentrieren und zu analysieren, wo man sich noch verbessern kann. Dann ergibt sich der Rest von selbst. Das sage ich ihr im Übrigen auch selbst so.

Zusammenarbeit mit Danny Ricciardo wäre zu witzig

SPORT1: Also ist eine Renningenieurin neben dem technischen Job auch Mädchen für alles?

Müller: Ja. Manchmal muss ich mich um die Reifen kümmern, ein anderes Mal hole ich Sophia vom Flughafen ab. Mein Maschinenbaustudium war aber nicht umsonst (lacht). Ich konstruiere zwar nichts, aber die Hintergründe wie Reifendrücke oder Thermodynamik muss man verstehen. Wenn man keine Ahnung von Fahrdynamik hat, weiß man nicht, wie man das Auto überhaupt abstimmen soll.

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SPORT1: Sie haben gesagt, dass Ihr Ziel die Formel 1 ist: Mit wem würden Sie da gerne mal arbeiten?

Müller: Ich würde gerne mit Danny Ricciardo arbeiten, aber das wäre wohl zu witzig. Mit Lando Norris habe ich schon in der Formel Renault zusammengearbeitet. McLaren, Ferrari: So etwas wäre ein Traum. Es sollte eine richtige Challenge sein.