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Bundesliga: Mainz-Sportvorstand Christian Heidel über Corona, Bo Svensson und Schmidt

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Bundesliga: Mainz-Sportvorstand Christian Heidel über Corona, Bo Svensson und Schmidt

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Heidel: “Svensson ist der König der Kabine“

Unter Sportvorstand Christian Heidel erlebt der FSV Mainz 05 einen Aufschwung. Der 58-Jährige spricht mit SPORT1 über Trainer Bo Svensson, Sportdirektor Martin Schmidt und die Coronapolitik.
Nach einer schweren Saison mit Abstiegsängsten ist Mainz zurück in der Erfolgsspur. Dies ist vor allem Christian Heidel zu verdanken.
cmichel
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Bjarne Lassen
Bjarne Lassen

Bei bestem Wetter nahm sich Sportvorstand Christian Heidel ausführlich Zeit für ein Gespräch auf der Tribüne des Bruchwegstadions. Die Laune? Sie war nach geglücktem Saisonstart prächtig.

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Mit Heidel, der zum Jahreswechsel zum FSV Mainz 05 zurückkehrte, kam der Erfolg zurück - wobei sich dieser auf mehrere Schultern verteilt. Im ersten Teil des Gesprächs mit SPORT1 stand der 58-Jährige Rede und Antwort.

SPORT1: Christian Heidel, wie bewerten Sie den Start in die neue Saison mit dem etwas glücklichen Weiterkommen im DFB-Pokal und sechs von möglichen neun Punkten in der Bundesliga?

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Christian Heidel: Wir sind zufrieden mit dem Auftakt, insbesondere wenn man die Umstände bei uns kennt. Wir hätten auch gerne in Bochum gewonnen, das hat aber nicht geklappt. Mit zwei Siegen und dem Erfolg im DFB-Pokal - auch wenn es dort etwas länger gedauert hat - können wir dennoch gut leben. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

SPORT1: Als Faktor für den Erfolg gilt dabei vor allem Trainer Bo Svensson. Sie haben ihm schon frühzeitig eine große Zukunft prophezeit. Überrascht Sie diese rasante Entwicklung dennoch?

Heidel: Losgelöst von Bo Svensson sage ich seit vielen Jahren, dass der Trainer die wichtigste Person in einem Fußballverein ist. Der Trainer kann mit seiner Arbeit wahnsinnig viel bewirken. Wir sind seit Januar alles andere als unerfolgreich. Das ist sicherlich der Hauptverdienst von Bo und seinem Trainerteam, die Spieler setzen die Spielidee des Trainers auf dem Feld sehr gut um. Für mich ist es aber keine große Überraschung, dass Bo ein guter Trainer ist. Ich kenne ihn eben schon sehr lange, als Spieler und dann als Trainer in unserem NLZ. Die Rückrunde der letzten Saison mit 32 Punkten war aber schon sehr außergewöhnlich. Da hat alles gepasst. Wichtig ist, dass wir uns dafür jetzt nicht täglich auf die Schulter klopfen lassen, denn der Wind kann sich auch sehr schnell drehen. Wir müssen hart weiterarbeiten und die Ruhe in Mannschaft und Verein beibehalten.

Heidel: Svensson-Abgang war nie ein Thema

SPORT1: Svensson hat in seinem bis 2025 laufenden Vertrag keine Ausstiegsklausel verankert. War dieser Sommer möglicherweise schon eine Feuertaufe? Das Trainerkarussell kam ordentlich ins Laufen und da gab es doch sicherlich auch Anfragen bei Ihnen...?

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Heidel: Ich habe mir nicht eine einzige Sekunde Gedanken über einen Abgang von Bo gemacht. Ob er eine Ausstiegsklausel hat oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Im Januar haben wir die nicht so einfache Entscheidung getroffen, diesen Weg gemeinsam zu gehen. Ich kenne Bo schon sehr lange und weiß, dass der Weg nach einem halben Jahr, unabhängig von der sportlichen Entwicklung, nicht zu Ende gewesen wäre. Mainz ist für ihn etwas Besonderes. Ich sage deshalb, dass da hätte kommen können wer will. Bo ist zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Das weiß er, deshalb hatte ich keine Sorgen.

SPORT1: Jürgen Klopp und Thomas Tuchel überzeugen mit ihren Teams in der Premier League und als Champions-League-Sieger. Wie gelingt es Mainz immer wieder solche Trainertalente zu finden und auszubilden? Das kann ja kein Zufall mehr sein...

Heidel: Wir haben bei unseren Trainern ein gewisses Konzept, dafür benötigt es viel Mut. Im Nachhinein zu sagen, dass immer alles super war, ist zu einfach. Bei Jürgen Klopp haben wir einen Fußballspieler quasi von Montag auf Dienstag zum Trainer gemacht - eine reine Bauchentscheidung! Für Thomas Tuchel haben wir uns noch vor der Saison von unserem Aufstiegstrainer Jörn Andersen getrennt und dafür unseren A-Jugend-Trainer zum Cheftrainer gemacht - eine klare Kopfentscheidung. Auch Bo Svensson blickt nicht auf eine jahrzehntelange Erfahrung in diesem Beruf zurück. Wir haben mit voller Absicht einen recht unerfahrenen Trainer gewählt, von dem ich aber wusste, dass er nach Mainz passt und die Mainzer Spielphilosophie kennt und umsetzen wird.

SPORT1: Martin Schmidt hat die Seiten vom Trainer zum Sportdirektor gewechselt. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit ihm und Bo Svensson? (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Heidel: Martin Schmidt macht das als Sportdirektor sehr gut. Vorher haben wir es geglaubt, doch jetzt wissen wir, dass Bo Svensson, Martin Schmidt und ich gut zusammenpassen. Da gibt es keine Zankereien, alles ist auf totaler Offenheit aufgebaut und jeder hat seinen Part. Wir lassen Bo in Ruhe mit der Mannschaft arbeiten. Weder Martin noch ich rennen durch die Kabine noch stellen wir uns lautstark vor die Mannschaft. Bo ist der König der Kabine. Nur so kann sich ein Trainer weiterentwickeln. Bo wird Fehler machen dürfen, das gehört dazu. Ob wir als Einheit stabil sind, wird sich besonders in Zeiten zeigen, in denen es vielleicht mal nicht so gut läuft.

SPORT1: Und wie arbeitet Martin Schmidt?

Heidel: Es gab im Umfeld Bedenken, ob Martin als ehemaliger Trainer der Richtige für den Posten als Sportdirektor ist, ob er sich vom Trainerjob lösen kann. Wir waren uns aber sehr schnell einig, dass Bo sich in Ruhe entwickeln soll und kann. Martin und ich unterstützen das total, aber nicht in der Kabine. Wir haben unsere Büros nebeneinander und tauschen uns quasi den ganzen Tag aus und gehen einen gemeinsamen Weg.

Heidel sieht Mainz gegen Corona gut aufgestellt

SPORT1: Zwischenzeitlich wurde Schmidt auch mit dem Posten als Schweizer Nationaltrainer in Verbindung gebracht. War das wirklich ein Thema?

Heidel: Ich habe ihn gefragt, aber die Antwort habe ich vorher schon gekannt. Genauso wie bei Bo Svensson war es auch bei Martin Schmidt so, dass ich ihn Ende Dezember anrief und ihm erklärte, was ich vorhabe. Es war nicht der Plan, dass dieses Projekt nur ein halbes Jahr gehen sollte. Ich habe gesagt: „Wenn wir diese Aufgabe angehen, dann haben wir einen gemeinsamen Auftrag. Wir müssen etwas auf die Beine stellen und entwickeln. Möchtest du mitmachen oder ist das nichts für dich?“ Schon da habe ich die Begeisterung bei Martin gespürt. Deshalb hatte ich keine Angst, dass er geht, auch wenn der Posten als Nationaltrainer der Schweiz gerade für einen Schweizer ein herausragender Job ist. Martin geht aber vollständig auf in Mainz. Er lebt den Job einfach und ich hätte mir das nie vorstellen können, dass er so schnell bei uns aufhört. Ich habe ihn dann auch gefragt und die Antwort war ein einziges Wort: „Nein!“

SPORT1: Schielt man in dieser Konstellation und nach diesem Saisonstart schon etwas in Richtung europäische Plätze...?

Heidel: Wir schielen nirgendwo hin. Wir haben drei Spiele gespielt und sechs Punkte geholt. Nicht mehr und nicht weniger. Es kann so viel in einer Saison passieren. Es kann in einer Saison noch so viel passieren. Man hat nicht immer Einfluss darauf. Wir hatten uns beispielsweise so auf den Saisonstart gefreut und auf einmal war die halbe Mannschaft in Quarantäne. Das konnten wir so auch nicht einplanen. Wir tun alles dafür, Erfolg zu haben. Wichtig ist zu sehen, wie wir auf Rückschläge reagieren. Dadurch wächst eine Mannschaft zusammen. Die Mannschaft muss die Art des Fußballspielens so fortsetzen, wie sie es im Januar begonnen hat. Durch die Zuschauer ist das vielleicht noch etwas einfacher. Auch wenn die Stadien noch nicht voll waren, hat die Atmosphäre bei unseren beiden Heimspielen sehr geholfen.

Transfermarkt-Revolution? „In meinen Augen keine andere Wahl“

SPORT1: Rund um die Corona-Thematik beim FSV Mainz 05 gingen Sie sehr offen mit dem Thema um und betonten die Wichtigkeit der Impfung. Sie kündigten gar an, dass Mainz 05 zukünftig keine ungeimpften Spieler mehr verpflichten werde. Haben Sie das Gefühl, diese Botschaft kam an? (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Heidel: Das war eigentlich keine Botschaft, sondern eine Feststellung. In meinen Augen gibt es, insbesondere für einen Profifußballverein, keine andere Wahl. Ich habe das absolute Gefühl, dass das bei uns alle im Verein mittragen. Wir werden nach heutigem Stand über das Thema Impfung nicht mehr sprechen müssen.

SPORT1: Würden Sie diese Linie auch durchziehen, wenn andere Vereine nicht mitmachen?

Heidel: Das muss jeder Spieler und jeder Verein für sich selbst entscheiden. Ich glaube schon, dass unsere Erfahrung mit 14 Spielern und Trainern in Quarantäne noch einmal zum Nachdenken angeregt hat. Die Erfahrung für die 14 Personen, die zu Saisonbeginn bei zwei Spielen zu Hause sitzen mussten und ihrem Job und ihrer Leidenschaft nicht nachgehen durften, war für sie keine schöne - das hat schon Auswirkungen gehabt. Es ist was anderes, ob man die Krankheit und Quarantäne nur vom Hörensagen kennt oder selbst erlebt hat.

SPORT1: Ist das Team denn jetzt durchgeimpft?

Heidel: So ein Vorfall wie zu Saisonbeginn ist bei uns jetzt komplett ausgeschlossen.

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